Marx zum Dialog der Religionen

"Wir sind nicht wirklich vorangekommen"

Vorurteile, Misstrauen, Auseinandersetzungen - die Spitzenvertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland haben sich skeptisch über den bisherigen Dialog zwischen den Religionen geäußert.

Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) / © Norbert Neetz (KNA)
Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) / © Norbert Neetz ( KNA )

"Wir sind weltweit in den vergangenen Jahrzehnten nicht wirklich vorangekommen", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in Tutzing. Ob die Religionen im 21. Jahrhundert "Teil der Lösung oder Teil des Problems" seien, müsse sich erst noch zeigen, sagte Marx unter Hinweis auf Konflikte mit religiöser Komponente.

"Klare Kante" gegen Fundamentalisten

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sprach von einer verschärften Auseinandersetzung und von Misstrauen bis hin zum Hass, "wo eigentlich Verständigung gefragt wäre". Deshalb müsse gegenüber Fundamentalisten jeder Art "klare Kante" gezeigt werden.

Zugleich sei zu vermeiden, dass der Islam als ganzer mit fundamentalistischen Gruppen identifiziert werde. Die Kirchen seien gefragt, "Begegnungsräume" zu schaffen, in denen sich Menschen unterschiedlicher Religionen kennenlernen können, meinte der bayerische Landesbischof.

"Kirchen oft zu zaghaft"

Marx und Bedford-Strohm äußerten sich bei einer Tagung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) zum Thema "Reform im Katholizismus". Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbunds (LWB), Martin Junge, wies bei der Diskussion darauf hin, dass die Kirchen auf Weltebene gerade auch von den Vereinten Nationen angefragt würden, etwa bei der Flüchtlingshilfe.

Dabei würden sie nicht nur wegen ihrer Sozialarbeit angesprochen, sondern gezielt als Theologen. Gefragt werde etwa danach, inwiefern Religion positive Effekte für Flüchtlinge und andere Menschen in Not haben könne. In dieser Hinsicht würden die Kirchen oft zu zaghaft auftreten, meinte der chilenische Theologe.


Quelle:
KNA