Nach einem Bericht des "Spiegel" (Samstag) kommt der neu von Kardinal Rainer Maria Woelki beauftragte Gutachter Björn Gercke auf rund 300 Betroffene und 200 Beschuldigte seit 1975. Die im Herbst 2018 vorgestellte Missbrauchsstudie der deutschen Bischöfe führte für das Erzbistum Köln 135 Betroffene und 87 beschuldigte Geistliche aus den Akten der Jahre 1946 bis 2015 auf.
Untersuchungen reichen bis 1975 zurück
Das Gercke-Gutachten soll am 18. März vorgestellt werden. Eine zuvor bei der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) beauftragte Untersuchung über den Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Fällen sexualisierter Gewalt lässt Woelki nicht veröffentlichen, weil sie nach Ansicht einiger Juristen "methodische Mängel" aufweist und nicht rechtssicher ist.
Der Untersuchungszeitraum reicht zurück bis 1975 und umfasst die Amtszeiten der Kardinäle Joseph Höffner (Erzbischof von 1969 bis 1887), Joachim Meisner (1989 bis 2014) und Woelki (seit 2014). Das Münchner Gutachten nennt nach Information des "Kölner Stadt-Anzeigers" (Samstag) rund 230 Beschuldigte und mehr als 270 Opfer.
Das Gutachten von Gercke wertet laut "Spiegel" über 300 Verdachtsmeldungen und 236 Aktenvorgänge aus. Enthalten sei auch der Fall eines Priesters, der in den 1980er Jahren in einem Internat im Erzbistum des sexuellen Missbrauchs beschuldigt und später als Pastor und Jugendseelsorger eingesetzt worden sei. 2002 soll sich der Geistliche sexuell übergriffig gegenüber einer Teenagerin verhalten haben. Erst 2017 sei er von Woelki in den Ruhestand verabschiedet worden.
Gutachter Gercke bestätigt Zahlen
Das Erzbistum wollte sich laut Magazin zu dem Fall nicht äußern und der Untersuchung nicht vorgreifen. Auch der Priester habe eine Anfrage unbeantwortet gelassen. Unterdessen bestätigte Gercke dem "Kölner Stadt-Anzeiger" die Angaben des "Spiegel". "Es dürften die abschließenden Zahlen sein", sagte er.