Während die Zahl der katholischen Kirchenmitglieder weiter steigt, verzeichnet das Ritual zur Aufnahme in die Kirche statistisch einen Rückgang. Das geht aus einer Erhebung der Daten von 1998 bis 2022 des zentralen kirchlichen Statistikbüros hervor, die am Donnerstag vom vatikanischen Pressedienst Fides veröffentlicht wurde.
Demnach stieg in diesen 25 Jahren die Zahl der Katholiken von rund 1,02 auf knapp 1,39 Milliarden. Verbunden mit dem Anstieg der Weltbevölkerung entspricht das einem Anteil von 17,4 zu 17,7 Prozent, der seit 2015 weitgehend stabil ist.
Ungewöhnliches Phänomen
Hingegen sank die Zahl der Taufen, also die feierliche Aufnahme von Menschen in die katholische Gemeinschaft, von 17.932.891 im Jahr 1998 auf 13.327.037 im Jahr 2022. Dieses Phänomen habe verschiedene Gründe, erklärte Fides gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Verantwortlich seien etwa die immer älter werdende Weltbevölkerung und ein Geburtenrückgang, durch den es weniger Kindertaufen gebe.
Weiter könnten Wiedereintritte sowie Übertritte von einer anderen christlichen Konfession zur katholischen Kirche Gründe für die abweichenden Zahlen sein. Wenn ein Christ aus einer anderen Kirche katholisch werden will, wird er in der Regel nicht erneut getauft. Das gilt auch für Wiedereintritte.
Darüber hinaus habe die Differenz auch rein technische Gründe. Nicht jede Taufe werde offiziell registriert und nach Rom weitergemeldet. Gleiches gelte für Todesfälle.
Europa weiter Schlusslicht
Wenig überraschend setzt sich in der aktuellen Erhebung ein anderer Trend fort: Im Jahr 2022 verzeichnete die katholische Kirche in den meisten Kontinenten Anstiege, nicht aber in Europa. Dort verdoppelte sich der Mitgliederschwund im Vergleich zum Vorjahr sogar nahezu: von -244.000 auf -474.000.
Obwohl etwas niedriger als 2021, verzeichneten Afrika (+7.27 Mio) und ganz Amerika (+5.91 Mio) die höchsten Zuwächse. In Asien stieg die Zahl der Katholiken um 889.000. In Ozeanien verdoppelte sich das Plus im Vergleich zum Vorjahr von 55.000 auf 123.000 Menschen.
Anhaltender Schwund von Priestern und Ordensleuten
Der Abwärtstrend beim geweihten Personal setzte sich 2022 fort. Die Zahl der Bistumspriester sank insgesamt um 439, Ordenspriester hingegen verzeichneten ein Plus von 297. Für beide Gruppen verzeichnete auch hier Europa unter den Kontinenten den größten Rückgang (-2.745), gefolgt von ganz Amerika (-164) und Ozeanien (-69). Anstiege gab es in Afrika (+1.676) und Asien (+1.160).
Während auch die Zahl katholischer Ordensangehöriger weiter sank, verzeichnete ein Weiheamt Zuwachs: Die Zahl der Ständigen Diakone stieg um 974. Dafür mitverantwortlich ist in diesem Fall Europa: mit einem Plus von 255 folgt es auf den Spitzenreiter Amerika (+697).