Gemeinden bereiten sich auf Heiligabend vor

"Menschen wollen Heiligabend beieinander sein"

Die Kirchengemeinden in NRW bereiten sich auf das das zweite Corona-Weihnachten vor. Sie setzen auf erprobte Schutzkonzepte und eine Bandbreite von Gottesdienstangeboten – ob alles wirklich stattfinden kann, ist noch ungewiss.

Weihnachtsgottesdienst / © CL-Medien (shutterstock)

"Wir feiern beide Heiligabend-Gottesdienste draußen auf dem Kirchplatz - bei Wind und Wetter", sagt Pfarrer Bernhard Speller von der reformierten Petri-Gemeinde in Minden. Mit Schutzkonzepten, Freiluftandachten, Zusatzgottesdiensten, offenen Kirchen und digitalen Angeboten bereiten sich Kirchengemeinden in Nordrhein-Westfalen auf das zweite Weihnachtsfest unter Corona vor.

"Ein bisschen Unsicherheit bleibt", räumt Speller ein, glaubt aber nicht, dass seine westfälische Landeskirche noch einmal den Verzicht auf alle Gottesdienste empfehlen wird wie im vergangenen Jahr.

Dies ist tatsächlich durch die seit Freitag geltende neue Schutzverordnung des Landes NRW unwahrscheinlicher geworden. Für Gottesdienste ist die Klarstellung wichtig, dass immunisierte Chormitglieder und Gesangssolisten auf Masken verzichten können - nicht aber die Besucher, wie das Gesundheitsministerium in einer Presseerklärung extra betonte.

Jede Gemeinde mit eigenständigem Konzept

Der Pressesprecher der rheinischen Landeskirche, Jens Peter Iven, äußerte sich erleichtert über die Klarstellung, dass Kinder und Jugendliche bis 15 Jahren bis einschließlich 26. Dezember aufgrund der vorherigen Tests in den Schulen vollständig Immunisierten gleichgestellt sind: "Nun wissen die Gemeinden, woran sie sind", sagte Iven in Düsseldorf dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er sei "vorsichtig optimistisch", doch aufgrund der dynamischen Entwicklung der Pandemie könne "immer noch etwas passieren".

Nordrhein-Westfalen ermöglicht den Kirchen, den Infektionsschutz bei ihren Versammlungen durch eigenständige Konzepte zu regeln, die sich am Schutzniveau der Landesverordnung orientieren sollen. Die drei evangelischen Landeskirchen Rheinland, Westfalen und Lippe geben ihren Gemeinden entsprechende Empfehlungen. Zentrale Elemente bislang für Gottesdienste in Innenräumen: die Anwendung der 3G-Regeln, OP-Maskenpflicht außer am Sitzplatz bei Einhaltung des Mindestabstands, Gemeindegesang nur mit Maske.

Kreis Lippe: Maskenpflicht auch draußen

Die westfälische Kirche rät im Blick auf den zu erwartenden großen Andrang an Heiligabend sogar zur Anwendung der 2G-Regel und zum Tragen von FFP2-Masken. Speziell ist die Lage in Lippe: Aufgrund der hohen Inzidenz von über 500 - dem Spitzenwert in NRW - verpflichtet der Kreis Lippe seit Dienstag in einer Allgemeinverfügung die Kirchen und Religionsgemeinschaften auf mindestens den 3G-Standard, Einhaltung des Mindestabstands von 1,5 Metern und eine durchgängige Maskenpflicht auch draußen vor den Gotteshäusern - das gilt zunächst bis 22. Dezember. Auch katholische Pfarreien wollen zu Weihnachten Gottesdienste unter 3G- oder 2G-Regeln anbieten.

Der lippische Landessuperintendent Dietmar Arends sagte in Detmold dem epd, die Gemeinden seien mit ihren Schutzkonzepten auf die Feiertage "gut vorbereitet". Er gehe daher "nicht von weiteren gravierenden Veränderungen aus". Die Bandbreite der Angebote ist auch in Lippe vielfältig: So wird etwa in Barntrup Heiligabend auf dem Schloßhof gefeiert, in Oerlinghausen sogar ökumenisch auf dem Schützenplatz. In Lage bietet die reformierte Gemeinde eine "offene Kirche" an, die Kilianskirche Schötmar lädt zu Gottesdiensten nur für Geimpfte und Genesene ein. Wer wegen Corona nicht in die Kirche gehen mag, kann auf dem YouTube-Kanal kirche.plus gleich fünf Gottesdienste aus Lippe nacheinander verfolgen.

Menschen mit froher Botschaft "auffangen"

Ähnliches berichtet der Sprecher der rheinischen Kirche: Entweder würden große Gottesdienste draußen gefeiert oder mehrere kleinere mit höchstens 10O Menschen in den Kirchen. Wo nötig, gingen Gemeinden über die Empfehlung der Landeskirche hinaus und wendeten die 2G-Regel an - es sollten aber möglichst 3G-Gottesdienste in erreichbarer Nähe stattfinden, sagte Iven. Mit ihren strengen Regeln wollten die Gemeinden die Gefahr minimieren, doch noch absagen zu müssen: "Die Menschen wollen Heiligabend gerne beieinander sein."

Auch rund um die Mindener Petrikirche werden sich zum Familiengottesdienst und zur Christvesper jeweils hunderte Menschen versammeln, schätzt Pfarrer Speller. Obwohl es draußen nicht sein müsste, werden Ehrenamtliche die 3G-Nachweise kontrollieren. Zusätzlich zeichnet die Gemeinde vor Weihnachten einen YouTube-Gottesdienst für alle auf, die lieber zuhause bleiben. In seiner Predigt will Speller auch die angespannte Situation im Land und in der Welt anklingen lassen: "Es ist auch dieses Jahr wichtig, die Menschen mit einer frohen Botschaft aufzufangen: Gott kommt uns in der Geburt Jesu nahe."


Quelle:
epd
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