"Wer so viele durch die Flucht geschwächte und zum Teil kranke Menschen in nur einem Mega-Camp konzentriert, nimmt bewusst den Tod von tausenden Menschen in Kauf", erklärte der Direktor der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, an diesem Freitag in Göttingen. Cholera und andere Krankheiten könnten sich in solch großen Lagern "in Windeseile" ausbreiten.
Größtes Flüchtlingslager der Welt?
Am Donnerstag hatte die Regierung von Bangladesch angekündigt, die bisherigen 23 Lager im Grenzgebiet zu Myanmar aufzulösen und die Flüchtlinge in einem einzigen Camp in der Region Cox's Bazar zusammenzufassen. Dort könnten den Angaben zufolge bis zu 900.000 Menschen leben. Damit würde das Camp zum größten Flüchtlingslager der Welt werden.
Der Plan sei "unverantwortlich", so Delius, denn Bangladesch sei schon jetzt überfordert. "Ein neues Mega-Camp würde die Arbeit der humanitären Helfer weiter erschweren, da keine ausreichende Infrastruktur zur Versorgung der Not Leidenden besteht. Auch sind Konflikte und Übergriffe unter den Flüchtlingen vorprogrammiert."
Die Menschenrechtler werfen Bangladesch vor, mit der Ankündigung den internationalen Druck erhöhen zu wollen, um eine baldige Rückführung der Flüchtlinge nach Myanmar zu erzwingen. Angesichts der anhaltenden Übergriffe auf die Minderheit sei an eine freiwillige Rückführung jedoch nicht zu denken. Derzeit treffen den Angaben zufolge täglich rund 5.000 Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch ein.
Papst Franziskus besucht Myanmar und Bangladesch
Auslöser für die Eskalation der Gewalt in Rakhine waren Ende August verübte Angriffe der Rebellenmiliz "Arakan Rohingya Salvation Army" (ARSA) auf Polizeiwachen im Norden des Teilstaats. Die Armee von Myanmar hatte darauf mit brutaler Härte reagiert. Inzwischen sind über 500.000 Rohingya nach Bangladesch geflohen.
Papst Franziskus will vom 27. bis zum 30. November Myanmar besuchen und am 30. November von Rangun nach Dhaka zu einem dreitägigen Besuch in Bangladesch fliegen.