Mit Blick auf die angekündigte Massenabschiebung mahnte der Vorsitzende der Mexikanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Rogelio Cabrera Lopez aus Monterrey, alle Entscheidungen müsse mit Respekt vor der Würde einer jeden Person getroffen werden.
Die Tageszeitung "La Jornada" (Sonntag) zitierte den Erzbischof mit den Worten, die Situation bedeute für betroffene Familien eine schwere Belastung. Er hoffe, dass die Tatsache berücksichtigt werde, dass viele Migranten jahrelang in den USA gearbeitet und den Staat unterstützt hätten, so Cabrera Lopez. Zugleich warnte er, dass eine Massenabschiebung wirtschaftlich nachteilige Folgen haben könne.
Nur einige wenige Festnahmen
US-Präsident Trump hatte vor wenigen Tagen angekündigt, ab Sonntag Abschiebungen von Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigungen durchzuführen. Trotz der Ankündigungen haben die US-Behörden am Wochenende jedoch nach Medienberichten nur in kleinem Umfang Razzien durchgeführt. Nach Angaben der "New York Times" wurden lediglich einige wenige Festnahmen in einigen Städten gemeldet.
Weitere Festnahmen sollten jedoch im Verlauf der kommenden Tage erfolgen, schrieb die Zeitung am Sonntag unter Berufung auf die Behörden. Die ursprünglichen Pläne für einen Großeinsatz seien verworfen worden, nachdem Medienberichte die Betroffenen gewarnt hätten, hieß es in dem Blatt weiter unter Berufung auf Regierungsbeamte.
"Abschiebungen und Festnahmen gehören zum Alltag"
Der geschäftsführende Leiter der Einwanderungs- und Ausländerbehörde USCIS, Ken Cuccinelli, sagte am Sonntag im Sender CNN zu Fragen nach den Razzien, er könne sich nicht zu operativen Details äußern. Er verstehe nicht, warum die Aktion überhaupt für Schlagzeilen sorge. Festnahmen und Abschiebungen illegaler Migranten gehörten zum Alltag der Polizeibehörde ICE.
Die Abschiebungen waren nach US-Medienberichten in mehreren Großstädten geplant, unter anderem in New York, Miami und Los Angeles. Nach ICE-Angaben sollten rund 2000 Menschen ins Visier genommen werden.
"Gewissenlos und unmoralisch"
Am Wochenende gab es in zahlreichen Städten Proteste gegen die angedrohten Festnahmen. Vor dem Weißen Haus in Washington versammelten sich mehr als 2.000 Menschen. Viele Demonstranten begründeten ihren Protest mit dem biblischen Gebot der Aufnahme von Fremden. Der ökumenische Nationale Kirchenrat der USA erklärte, die Androhung der Razzien terrorisierten "Frauen, Kinder und Männer, die in unter uns leben". Das sei "gewissenlos und unmoralisch".
In den USA leben Schätzungen zufolge rund elf Millionen Menschen ohne Aufenthaltspapiere. Großangelegte und koordinierte Abschiebungen hat es in den vergangenen Jahren schon mehrfach gegeben, auch unter dem demokratischen Präsidenten Barack Obama.