Voll Karacho kommt ein Mountainbike-Fahrer von hinten herangesaust, hüpft drei Stufen hoch in den Chorraum, umrundet den Altar und hopst dann unter dem Applaus der Gläubigen mit seinem Gefährt wieder hinunter ins voll besetzte Kirchenschiff.
So geschehen just in der katholischen Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt im bayerisch-schwäbischen Aichach. Das Video von der Aktion, das die Pfarreiengemeinschaft im sozialen Netzwerk Instagram hochgeladen hat, geht gerade viral: Aktuell (Stand Freitag) zählt es 15,6 Millionen Klicks.
Mit der Action-Einlage unterstrich Pfarrer Herbert Gugler den Inhalt seiner Predigt, wie der "Donaukurier" (Freitag) berichtete. Diese stand unter dem Motto "Läuft wie geschmiert" und richtete sich an angehende Firmlinge. "Die Botschaft: Vertrauen und Zusammenhalt sind essenzieller Bestandteil des Lebens." Das Öl, mit dem die Jugendlichen bei der Firmung gesalbt würden, sei der Schmierstoff für das geistliche und weltliche Leben, das vor ihnen liege. Diesen göttlichen "Schmierstoff" brauche der Mensch, so wie die Fahrradkette das Kettenöl.
Gugler sei bekannt für seine volksnahen und verständlichen Predigten und für ungewöhnliche Wege, die Gläubigen zu erreichen, hieß es weiter. "Dass das Video viel Beachtung finden wird, war uns klar", zitierte die Zeitung den Geistlichen. Auch, dass es widersprüchliche Diskussionen auslösen werde.
Viel Kritik
In der Tat: Das wenige Sekunden lange Video ("Reel") hat 525.000 "Likes", also "Gefällt mir"-Klicks, bekommen. Unter den knapp 12.000 Kommentaren gibt es allerdings auch reichlich Kritik, darunter viel auf Englisch und in weiteren Sprachen. "Dies ist eine schweinerei so etwas in der Kirche aufzuführen!!! Das verletzt religiöse Gefühle für einen Katholiken der die Hl. Messe in ihrer Schönheit liebt!!!!", schreibt jemand unter Einsatz diskutabler Zeichensetzung und Orthografie. "Hat nichts in der Kirche zu suchen", meint ein anderer.
"Have respect", heißt es weiter, "this is not a circus!" ("Habt Respekt, das ist kein Zirkus!") Pro und contra gehörten für Pfarrer Gugler zum Diskurs um Kirche, Glauben und Gesellschaft, so der "Donaukurier". Dass es gerade im Netz oft meinungsstark zugeht, ist er gewohnt, wie es weiter hieß. Er kümmere sich nämlich um die Internet-Kanäle seiner Pfarrei. Etwa dreimal wöchentlich poste er auf Instagram, Facebook und Youtube.