Messe zum fairen Handel rückt Nachhaltigkeit in den Fokus

Konsum ohne schlechtes Gewissen

Fair gehandelte Produkte bieten inzwischen auch Supermärkte an - und einige Konzerne springen auf den Wirtschaftszweig auf. Die Nachhaltigkeitsmesse "Fair Friends" setzt Impulse und zeigt: Es gibt noch viel Luft nach oben.

Autor/in:
Anna Fries
Fair gehandelte Produkte auf der Messe "Fair Friends" / © Thomas Wagner (KNA)
Fair gehandelte Produkte auf der Messe "Fair Friends" / © Thomas Wagner ( KNA )

Wer an Fairtrade-Produkte denkt, hat zunächst Kaffee im Kopf - gefolgt von Handwerksarbeiten, Zucker oder Textilien. Die Nachhaltigkeitsmesse "Fair Friends" ab diesem Donnerstag in Dortmund zeigt, dass sich dahinter viel mehr verbirgt: Sie will ein Bewusstsein für nachhaltigen Konsum schaffen, der sich an sozialen Kriterien orientiert. Bis Sonntag präsentieren rund 220 Aussteller aus 17 Ländern ihre Produkte, Dienstleistungen und Modelle für eine nachhaltige Lebensweise.

nachhaltige Lebensstile, fairer Handel und gesellschaftliche Verantwortung

Rot, grün und schwarz bemalte Teelichter mit geschnitzten Verzierungen, Kerzenhalter und Becher: Wambui Mwangi präsentiert an ihrem Stand traditionell kenianische Handwerkskunst. Das Material ist Zierkürbis, der sogenannte Kalebasse. "Es geht mir darum, das kenianische Kulturerbe zu erhalten", sagt Mwangi.

Die gebürtige Kenianerin lebt und arbeitet als Designerin in Berlin. Aus Zierkürbis würden in Kenia traditionell Becher und Teller geschnitzt, erklärt sie. Aufgrund der industriellen Produktion gehe das handwerkliche Kulturgut aber zunehmend verloren. Sie wolle für die alten Gebrauchsgegenstände einen neuen Zweck erfinden und so die Tradition erhalten. Dazu entwirft sie Produkte, die von Handwerkern in Kenia geschnitzt und bemalt werden. Ein Plus: Das Material ist nachhaltig, der Kürbis kann als Naturprodukt einfach abgebaut und entsorgt werden.

Die Messe widmet sich drei großen Themenbereichen: nachhaltige Lebensstile, fairer Handel und gesellschaftliche Verantwortung.

Informationen zur veganen Lebensweise

Besucher können sich informieren über vegane Lebensweise, verantwortungsvolle Landwirtschaft, müllreduziertes Wirtschaften oder Wohnen in Mini-Häusern. Ein Stand informiert über die Prinzipien der Nachhaltigkeit, macht auf den weltweiten Rohstoffverbrauch aufmerksam und zeigt am Holzabbau die Auswirkungen auf die Umwelt.

Zwischen Heilpraktikern, einem Tiny-Haus-Hersteller und einer Craft-Bier-Brauerei haben auch die klassischen Fairtrade-Produkte ihren Platz: In der "Global Community" stellen kleine Manufakturen aus der ganzen Welt ihre Produkte vor; darunter Handwerksstücke aus Burkina Faso, Kunst aus Bolivien, Einrichtungsgegenstände aus Indien, Spielzeug von den Philippinen oder Accessoires aus Guatemala und Bangladesch.

Ebenfalls mit dabei ist die "Holy Land Cooperative" aus den palästinensischen Gebieten in Israel, die nach eigenen Angaben die erste Fairtrade-Organisation im Nahen Osten ist. In der Kooperative arbeiten rund 2.000 Menschen - Muslime und Christen - und fertigen Krippenfiguren, Kochutensilien, Dekoration, Kreuze oder Schalen aus Olivenholz. Die Kooperative will den Künstlern in den palästinensischen Gebieten Arbeit zu fairen Bedingungen bieten.

Kaffee prototypisches Produkt

Als prototypisches Produkt des fairen Handels gilt wohl Kaffee. Das spiegelt sich auch im Absatz wider: Laut dem Geschäftsführer des Fairhandelshauses GEPA, Peter Schaumberger, ist fair gehandelter Kaffee mit einem Anteil von einem Drittel das umsatzstärkste Produkt in dem Bereich. Allerdings sei der Marktanteil fairer Produkte insgesamt noch gering - und das, obwohl der Gedanke des fairen Handels inzwischen in der Gesellschaft angekommen sei. Dennoch: 2016 habe jeder Deutsche im Jahr nur 18 Euro für fair gehandelte Produkte ausgegeben. Zum Vergleich - die Schweizer investierten rund 70 Euro pro Jahr für faire Produkte.

Ein weiterer Schwerpunkt der Messe liegt auf dem Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung. Ein Messetag (Freitag) richtet sich explizit an Schüler und Kitas. Die Jugendlichen können nachhaltig produzierende Arbeitgeber kennenlernen und sich über fairen Handel informieren. Schüler-Scouts bieten Führungen zu verschiedenen Fragen an.

Auch für internationale Unternehmen wird nachhaltige Produktion zunehmend wichtig: Wer hätte etwa den Einrichtungskonzern Ikea auf einer Nachhaltigkeitsmesse erwartet? Das Unternehmen will Konsumenten auf Möglichkeiten aufmerksam machen, in der eigenen Wohnung ressourcensparend zu leben - und hat zugleich den Markt entdeckt: Stühle aus Recycling-Material oder Tischsets aus einem "Abfallprodukt" verkaufen sich gut.


Fairer Handel  / © Bernd Weissbrod (dpa)
Fairer Handel / © Bernd Weissbrod ( dpa )
Quelle:
KNA