Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hält trotz der Kritik an seinem Plan fest, 2019 das Siegel "Grüner Knopf" für Textilien einzuführen, bei deren Herstellung und Vertrieb soziale und ökologische Mindeststandards eingehalten wurden.
"Wir brauchen ein Siegel, das einfach und klar signalisiert: Hier handelt es sich um fair produzierte Kleidung", sagte Müller der "Augsburger Allgemeinen" am Dienstag. Dagegen nannte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie, Uwe Mazura, das Projekt eine "Schnapsidee". Es gefährde die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.
Kritik: Aufbau eines Systems dauert Jahre
Wörtlich ergänzte Mazura: "Wir haben den Eindruck, dass vor der bayerischen Landtagswahl alles recht ist, was Aufmerksamkeit erzeugen soll. Dafür stehen wir nicht zur Verfügung." In einem internen Positionspapier heißt es nach Angaben der Zeitung außerdem, Müller ignoriere "allen fachlichen Rat", ihm gehe es "in erster Linie um politisches Marketing".
Der Knopf könne "gar nicht halten, was er vorgibt zu versprechen", zitiert die Zeitung weiter. Die Umstellung auf das neue Siegel sei "mit enormen zusätzlichen Kosten verbunden", der Aufbau eines Überwachungssystems dauere Jahre. Und nur bei kleinen Produktionsmengen sei die lückenlose Kontrolle vom Baumwollfeld bis zum Bügel möglich, nicht jedoch bei Massenprodukten.
Bereits im März äußerte sich Mazura im Gespräch mit dem Weser-Kurier abschätzig über Diskussionen zur Nachhaltigkeit. Es sei eine "aufgeblasene Diskussion".
Müller hatte im April zum fünften Jahrestag des Einsturzes der Rana-Plaza-Textilfabrik in Bangladesch die Einführung des Siegels angekündigt: "Wer Kleidung mit dem Grünen Knopf kauft, kann sich zu 100 Prozent sicher sein, dass sie fair und nachhaltig produziert wurde." Das garantiere das Ministerium.
Der Minister betonte damals, das Siegel dürften nur Hersteller nutzen, die dem deutschen Textilbündnis angehören und dessen Regeln beachteten. Außerdem kündigte er an, sich auf EU-Ebene für eine gesetzliche Regelung einzusetzen, um die Unternehmen zur Einhaltung fairer Produktionsbedingungen in der gesamten Lieferkette zu verpflichten.