Metropolit Hilarion zum Ruhestand in Karlsbad versetzt

Massive Vorwürfe

Bereits mit 58 Jahren muss der russisch-orthodoxe Metropolit Hilarion in den Ruhestand treten. Hintergrund sind Vorwürfe, die von sexuellen Übergriffen bis hin zur Verschwendung von Spendengeldern reichen.

Metropolit Hilarion / © Bennian (shutterstock)

Bei seiner Sitzung am 27. Dezember 2024 hat der Heilige Synod der russisch-orthodoxen Kirche beschlossen, Metropolit Hilarion (Alfejew) (58) in den Ruhestand zu versetzen. Zuletzt war er Vorsteher der Eparchie von Budapest und Ungarn. Zuvor war er lange als ständiges Mitglied des Synods und Vorsitzender der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen galt er als "Nummer zwei" des Moskauer Patriarchats.

Seit vergangenen Juli aber wurden gegen ihn massive Vorwürfe erhoben. Sie reichten von sexuellen Übergriffen auf einen seiner Hypodiakone, einen 19-jährigen Japaner, bis zu einem Leben in Luxus und selbstherrlichem Umgang mit Spendengeldern. 

Damals setzte der Heilige Synod eine Untersuchungskommission ein, deren Bericht dem jetzigen Beschluss zu Grunde liegt, "den Primas der Russischen Orthodoxen Kirche zu bitten, in Übereinstimmung mit dem ihm durch das Statut der Russischen Orthodoxen Kirche gewährten Recht (»In Ausübung seiner kanonischen Autorität erteilt der Patriarch von Moskau und ganz Russland den Bischöfen ... brüderlichen Rat in Bezug auf ihr persönliches Leben«, Statut IV.7.h), Metropolit Hilarion darauf aufmerksam zu machen, dass die Art seiner Beziehungen zu seiner unmittelbaren Umgebung und sein Leben mit dem Bild eines Mönchs und Geistlichen unvereinbar sind".

Papst Franziskus und Erzbischof Hilarion, russisch-orthodoxer Metropolit von Ungarn, am 29. April 2023 in Budapest / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus und Erzbischof Hilarion, russisch-orthodoxer Metropolit von Ungarn, am 29. April 2023 in Budapest / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Weiter beschloss der Synod, "Metropolit Hilarion von der Verwaltung der Eparchie Budapest-Ungarn zu entbinden und ihn in den Ruhestand zu versetzen" und ihm als "Dienstort die Kirche der heiligen Apostel Petrus und Paulus in Karlovy Vary" zuzuweisen. Das steht zudem unter dem Vorbehalt, zwar im Moment "die Arbeit der Kommission zur Untersuchung der Situation in der Eparchie Budapest-Ungarn abzuschließen", doch "den Patriarchen zu bitten, für den Fall, daß das Moskauer Patriarchat neue Informationen über die Umstände des Falles erhält, die Arbeit der Kommission wieder aufzunehmen oder auf andere Weise das Verfahren zur Untersuchung dieser Informationen zu bestimmen".

Damit trifft der Synod Vorsorge, wenn neue Erkenntnisse dazu zwingen könnten, den Fall wieder aufzunehmen. Anders als bei früheren Fällen von Bestrafungen eines Bischofs wurden keine kanonischen Strafen wie eine Suspension oder gar Laisierung verhängt, aber ihm praktisch jede Amtsvollmacht versagt. Denn die ihm zugewiesene Kirche im böhmischen Kurort Karlsbad (Karlovy Vary) ist zwar ein architektonisches Juwel des damals beliebten Urlaubsortes der russischen Aristokratie und seit 1945 direkt der Jurisdiktion des Moskauer Patriarchats unterstellt, hat einen eigenen Pfarrer.

Der letzte Pfarrer, Erzpriester Nikolaj Lisenjuk, ist vor fünf Monaten durch Organe der Tschechische Republik ausgewiesen worden, weil er "die Sicherheit des Staates gefährden könnte". Damit könnte Hilarion diese vakante Pfarrerstelle des im Gegensatz zu Ungarn weitgehend recht Russland-kritischen Tschechien de facto übernehmen.

Quelle:
KNA