Militärbischof bedauert Stationierung von US-Waffen

Gewalt als letztes Mittel

Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck bedauert die geplante Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland. "Der Einsatz von Waffen ist unter friedensethischen Aspekten immer kritisch zu betrachten."

Die USA wollen erstmals seit dem Kalten Krieg wieder Waffensysteme in Deutschland stationieren, die bis nach Russland reichen. Von 2026 an sollen unter anderem Marschflugkörper vom Typ Tomahawk (oben) mit deutlich mehr als 2000 Kilometern Reichweite in Deutschland stationiert werden. / © Petty Off 2. Cl Zachary Grooman/U.S. Navy via DVIDS (dpa)
Die USA wollen erstmals seit dem Kalten Krieg wieder Waffensysteme in Deutschland stationieren, die bis nach Russland reichen. Von 2026 an sollen unter anderem Marschflugkörper vom Typ Tomahawk (oben) mit deutlich mehr als 2000 Kilometern Reichweite in Deutschland stationiert werden. / © Petty Off 2. Cl Zachary Grooman/U.S. Navy via DVIDS ( dpa )

Das sagte der Essener Bischof am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Entscheidung für die Stationierung sei aber mit Blick auf den russischen Krieg gegen die Ukraine mit allen Folgen gefällt worden, "um dem Gegner Grenzen zu setzen" und so auf Dauer zu einem Ende der Gewalt beizutragen.

Wieder US-Raketen in Deutschland

Vergangene Woche hatten die USA angekündigt, in Deutschland ab 2026 Raketen und Marschflugkörper zu stationieren. Overbeck sagte weiter, das Spannungsverhältnis zwischen Gewaltfreiheit und der Möglichkeit legitimer Gewaltanwendung könne nicht aufgelöst werden. Gewalt sei immer das letzte Mittel, im Vordergrund müsse stets der Wille stehen, sie zu verhindern.

 Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck / © Marcel Kusch (dpa)
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck / © Marcel Kusch ( dpa )

Der Militärexperte Frank Sauer sagte dem evangelischen Magazin "chrismon" (Mittwoch, online), die geplanten US-Waffen seien eine Antwort darauf, dass Russland seit 2016 in der Exklave Kaliningrad nuklearfähige Raketen stationiere. "Deutschland hat seitdem eine geladene Waffe an der Schläfe", sagte der Forschungsleiter des Metis Instituts für Strategie und Vorausschau der Münchener Bundeswehr-Universität.

"Negative Dynamik einer Rüstungsspirale"

Von einer gleichwertigen Aufrüstung könne angesichts der russischen Atomraketen keine Rede sein. Die US-Waffen seien konventionell bestückt und auch nicht dafür gedacht, Moskau zu beschießen, sondern konventionelle Bodenziele wie beispielsweise Flugabwehrstellungen auszuschalten.

Er sehe durchaus die negative Dynamik einer Rüstungsspirale, sagte Sauer. Die US-Waffen seien hier aber nicht ausschlaggebend. Viel bedeutender sei das Ende von Rüstungskontrollverträgen: "Das Problem ist also gefährlicher und schon älter." Die Frage, ob Russland sich von den US-Waffen provoziert fühlen könnte, ist Sauers Worten zufolge nachrangig. Immerhin habe Russland gegen die Ukraine "unprovoziert einen Angriffskrieg begonnen".

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )

 

Quelle:
KNA