Militärbischof sieht bei Auslandseinsätzen Grenze erreicht

Marine: Libanon-Einsatz hat begonnen

Am Tag nach dem Bundestagsbeschluss zum Militäreinsatz im Nahen Osten hat die Bundeswehr am Donnerstag ihre Mission begonnen. Verteidigungsminister Jung verabschiedete in Wilhelmshaven einen Marineverband aus acht Schiffen mit knapp 1000 Soldaten. Währenddessen befasste sich der Bundestag am Donnerstag mit einem weiteren Auslandseinsatz der Bundeswehr.

 (DR)

Am Tag nach dem Bundestagsbeschluss zum Militäreinsatz im Nahen Osten hat die Bundeswehr am Donnerstag ihre Mission begonnen. Verteidigungsminister Jung verabschiedete in Wilhelmshaven einen Marineverband aus acht Schiffen mit knapp 1000 Soldaten. Währenddessen befasste sich der Bundestag am Donnerstag mit einem weiteren Auslandseinsatz der Bundeswehr. In Berlin ging es um die geplante Verlängerung des Einsatzes in Afghanistan. Deutschland soll ein weiteres Jahr mit bis zu 3000 Soldaten zur Stabilisierung der Lage beitragen. Eine Truppen-Verlegung in den Süden des Landes wurde abgelehnt. Militärbischof Mixa sieht bei Auslandseinsätzen Grenze erreicht.

Militärbischof sieht bei Auslandseinsätzen Grenze erreicht
Der katholische Militärbischof Walter Mixa sieht mit dem Ja des Bundestags zu einer Libanon-Mission der Bundeswehr bei den Auslandseinsätzen eine Grenze erreicht. Sowohl bei der Ausstattung als auch vom Menschlichen her seien keine weiteren Belastungen möglich, sagte der Bischof am Mittwoch vor Journalisten in Ludwigshafen. Zugleich bekundete er Verständnis für die Parlaments-Entscheidung. Der Libanon-Krieg sei sehr grausam gewesen, viele Menschen hätten ihre Lebensgrundlage verloren. Von daher gebe es eine Pflicht, sich an der UN-Mission im Libanon zu beteiligen.

Der Augsburger Bischof erinnerte daran, dass die Bundeswehr sich schon jetzt mit rund 7.700 Soldaten an verschiedenen internationalen Einsätzen beteilige. Das nunmehrige Mandat für die Libanon-Mission sieht die Entsendung von bis zu 2.400 Soldaten vor. Selbstverständlich gehe die Militärseelsorge bei Auslandseinsätzen mit, betonte Mixa. Sie habe da einen hohen Stellenwert, die Seelsorger seien für die Soldaten vertrauenswürdige Gesprächspartner. Allerdings sei hier auch für die Militärseelsorge personell eine Grenze erreicht, so der Bischof. Er wies ausdrücklich darauf hin, dass Einsätze im Ausland für die Soldaten besonders belastend seien, dies vor allem deshalb, weil sie die Stabilität ihrer Ehen und Familien gefährden könnten.

"Diener des Friedens"
Der Militärbischof äußerte sich am Rande der von der Katholischen Militärseelsorge veranstalteten "Woche der Begegnung". Sie endet am Samstag und steht unter dem Motto "Soldaten als Diener des Friedens - Gewissen und Gehorsam". Die "Woche der Begegnung" ist die zentrale Veranstaltung im Jurisdiktionsbereich des katholischen Militärbischofs.

Große Mehrheit für Einsatz
Der Bundestag hatte am Mittwoch mit großer Mehrheit die Beteiligung der Bundeswehr an der UN-Friedenstruppe im Libanon gebilligt. 442 Abgeordnete stimmten für den Antrag der Bundesregierung, 152 dagegen. Es sollen bis zu 2400 Bundeswehrsoldaten für die UN-Friedenstruppe UNIFIL im Libanon bereitgestellt werden. Kern ist ein Marineeinsatz mit 1500 Soldaten. Die Marine soll mit acht Schiffen die 225 Kilometer lange libanesische Küste überwachen. Das Mandat ist zunächst bis August 2007 befristet. Die Einsatzkosten werden auf 193 Millionen Euro beziffert. Bundeskanzlerin Merkel hatte zuvor an die Verantwortung Deutschlands errinnert. Hören Sie eine Einschätzung von Christian Hanelt, Nahostexperte der Bertelsmannstiftung.

Militärseelsorger begleiten Libanon-Einsatz
Achim Patton (42), katholischer Militärpfarrer, begleitet die Bundeswehrsoldaten bei ihrem Libanon-Einsatz. Im Rahmen der UN-Operation UNIFIL werde er gemeinsam mit einem evangelischen Kollegen vier Monate den schwimmenden Verband "Commander Task Group" seelsorglich betreuen, wie das Katholische Militärbischofsamt am Donnerstag in Berlin mitteilte. Patton ist Priester der Diözese Fulda.

Afghanistan: Keine Truppen in den Süden
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) wirbt für eine Verlängerung des ISAF-Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan. Bei einem Abbruch bestünde die Gefahr eines Rückfalls in die Situation vor fünf Jahren, als das Land "ein Ausbildungszentrum für den Terrorismus war», warnte Jung am Donnerstag in der  Bundestagsdebatte über den entsprechenden Regierungsantrag. Danach soll das am 13. Oktober auslaufende Mandat um ein weiteres Jahr verlängert werden.

Ansonsten soll das Mandat unverändert bleiben. Auch das Gesamtkontingent beläuft sich weiterhin auf bis zu 3000 Bundeswehr-Angehörige. Derzeit sind nach den Worten Jungs rund 2800 Soldaten im Einsatz. Der Minister verwies darauf, dass sich die Sicherheitslage vor Ort in den vergangenen Monaten verschärft habe. Er habe angeordnet, dass die Bundeswehrkräfte dort nur geschützte Fahrzeuge nutzen. Gleichwohl sei weiterhin notwendig, dass die Soldaten weiterhin Patrouillendienst leisten und Kontakt mit der Bevölkerung haben, auch wenn dies mit Risiken verbunden sei.

Jung betonte, dass auch künftig die Aufgabenschwerpunkte der Bundeswehrsoldaten in Nordafghanistan und Kabul seien. Bestehen zur "Unterstützung des Gesamtauftrages dann unabweisbare Notwendigkeiten", werde Aufklärung, Transport oder Logistik geleistet. Es gebe aber "keine dauerhafte Verlegung der deutschen
Truppen".
(ddp,dr)