Militärbischof warnt vor psychischer Belastung durch den Ukraine-Krieg

Seelsorge in Extremsituationen sichern

Soldaten und ihre Familien stehen wegen eines möglichen Konflikts an der Nato-Ostflanke zunehmend unter Druck, sagt der katholische Militärbischof. Und nennt weitere Herausforderungen für die Seelsorge in der Bundeswehr.

Soldaten der Bundeswehr / © Michael Kappeler (dpa)

Eine veränderte sicherheitspolitische Lage seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor drei Jahren ist nach Worten des katholischen Militärbischofs Franz-Josef  auch ein Fall für die Militärseelsorge. "Die reale Möglichkeit eines militärischen Konflikts an der Nato-Ostflanke führt zu einer erhöhten psychischen Belastung für Soldatinnen und Soldaten sowie deren Familien", sagte Overbeck auf einer am Dienstag zu Ende gegangenen Tagung. Die Militärseelsorge müsse darauf reagieren: "um Resilienz zu stärken, moralische Orientierung zu bieten und seelsorgliche Begleitung auch in Extremsituationen sicherzustellen".

Bischof Franz-Josef Overbeck / © Nicolas Ottersbach (DR)
Bischof Franz-Josef Overbeck / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Weitere Herausforderungen seien eine "zunehmende Pluralisierung und Säkularisierung der Truppe", so Overbeck. Mittlerweile gehörten fast die Hälfte der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr keiner der großen Kirchen an. Zudem seien rund 3.000 Soldaten Muslime und etwa 300 Juden. Das erfordere eine Erweiterung des seelsorglichen Angebots. Die Seelsorge sei auch von nichtchristlichen Soldatinnen und Soldaten "hoch akzeptiert" und werde bei ethischen und persönlichen Fragestellungen in Anspruch genommen.

Geschützter Raum

Seit wenigen Jahren gibt es auch wieder eine jüdische Seelsorge in der Bundeswehr. Im Juli 2024 waren dazu die Räume des neuen Militärrabbinats in Berlin eröffnet worden. Kürzlich hatte die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), Pläne des Verteidigungsministeriums, noch in diesem Jahr eine muslimische Militärseelsorge bei der Bundeswehr einzuführen, begrüßt: Das fehlende seelsorgerische Betreuungsangebot für die rund 3.000 Soldatinnen und Soldaten muslimischen Glaubens sei unbefriedigend.

Overbeck erklärte, dass die Seelsorge innerhalb der militärischen Hierarchie einen geschützten Raum biete, in dem persönliche Nöte, Zweifel und ethische Dilemmata ausgesprochen werden könnten. Damit erfülle sie nicht nur einen "fürsorgerischen Auftrag", sie trage auch einem verfassungsrechtlich verbürgten Recht der Soldaten auf freie Religionsausübung Rechnung.