Die von Bischof Peter Kohlgraf am Sonntag geweihte, mehrere Millionen Euro teure neue Orgelanlage im Mainzer Dom ist laut Domorganist Daniel Beckmann weithin einzigartig. "Die Orgel hat einen Klang, der seinesgleichen sucht", sagte Beckmann am Montag laut Bistum. Die ausführenden Orgelbaufirmen hätten die Erwartungen weit übertroffen.
Technische Innovation
Beckmann verwies auch auf technische Innovationen: So sei mit der neuen Domorgel weltweit erstmals eine mehrteilige Anlage gebaut worden, die synchron im Raum erklinge. Auf Höhe der Kanzel im Mittelschiff sei dies am besten wahrnehmbar. Beckmann sprach von einem Meilenstein für die Kulturlandschaft.
Kohlgraf sagte bei der Weihe am Sonntag, es sei angemessen und kein Luxus, gerade in einer Kathedrale von der Bedeutung des Mainzer Doms Orgeln und Kirchenmusik von höchster Qualität zu haben. "Die Größe und Schönheit Gottes und gleichzeitig seine Größe und Rätselhaftigkeit zu umschreiben ist der Predigtdienst der Musik in der Kirche, nicht nur in der Liturgie."
"Jahrhundertereignis"
Mit Blick auf die bis dahin letzte Orgelweihe im Mainzer Dom 1928 bezeichnete Kohlgraf die jetzige Weihe der ersten beiden Teilabschnitte der neuen Domorgel als "Jahrhundertereignis". Der zweite Bauabschnitt im Ostchor war vor wenigen Tagen fertiggestellt worden. Das erste Teilwerk an der Marienkapelle war bereits im September 2021 gesegnet worden. Die Renovierung der Westchor-Orgel als drittem Teilabschnitt will das Domkapitel erst in Angriff nehmen, wenn die Finanzierung gesichert sei. Ein Zeitpunkt für die Ausführung stehe daher noch nicht fest.
Eine Einführung in die neue Orgel gaben vor einem ersten Konzert die Orgelbauer Simon Hebeisen und Wendelin Eberle gemeinsam mit Domdekan Henning Priesel. Die Mainzer Domorgel hat demnach in ihren beiden fertig gestellten Teilabschnitten 9.756 Orgelpfeifen. Mit rund 550 Kubikmetern umfasse die neue Orgel im Ostchor etwa das Volumen eines Einfamilienhauses. Die größte Orgelpfeife im Ostchor sei aus Holz und bei einem Gewicht von etwa 400 Kilogramm knapp elf Meter lang. Der Bau der Ostchor-Orgel habe rund 32.000 Arbeitsstunden gebraucht.
Millionen für Instrument
Die Kosten des ersten Teilabschnittes der Orgel liegen laut Bistum bei rund 1,81 Millionen Euro, die Gesamtkosten für den zweiten Teilabschnitt bei 3,17 Millionen. Davon entfallen 3,12 Millionen Euro auf die Orgel und rund 48.000 Euro auf Baunebenkosten. Finanziert wurde der zweite Teilabschnitt durch den Mainzer Dombauverein mit einer Million Euro (besonders durch Pfeifenpatenschaften), das Bischöfliche Domkapitel Mainz und die Stiftung Hoher Dom zu Mainz, die den Spieltisch mit rund 162.000 Euro finanziert hat.
Beckmann spielte im voll besetzten Dom Werke unter anderem von Johann Sebastian Bach und trug zudem gemeinsam mit Bischof Kohlgraf zwei Stücke von Robert Cundick und Maurice Ravel vierhändig vor.
Laut Bistum liefen die Planungen für die neue Domorgel seit fast 30 Jahren. Die alte Orgel sei schon länger marode, hieß es. Die Orgel aus den 1960er Jahren sei "nicht sanierbar". Priesel sagte: "Wir haben jetzt wieder eine spielbare Domorgel." Beim ersten Konzert habe er es so empfunden, "dass die Orgel mit ihrem Klang einhüllt wie ein Mantel".