Misereor mahnt Energiekonzerne zur Einhaltung der Menschenrechte

"Die Energiekonzerne stehen in der Verantwortung"

"Nicht die Augen verschließen": Das katholische Hilfswerk Misereor hat an die deutschen Energiekonzerne appelliert, bei Kohleimporten auf die Einhaltung von Menschenrechten zu achten.

Braunkohlekraftwerk der Vattenfall AG / © Patrick Pleul (dpa)
Braunkohlekraftwerk der Vattenfall AG / © Patrick Pleul ( dpa )

Schon heute verstromten die meisten Steinkohlekraftwerke in Deutschland Kohle aus Kolumbien, Südafrika oder Russland, sagte der entwicklungspolitische Referent von Misereor, Armin Paasch, am Sonntag bei einem Waldspaziergang am Hambacher Forst bei Kerpen.

Die Stromkonzerne dürften vor den Zuständen in diesen Ländern beim Abbau der Kohle nicht die Augen verschließen, mahnte Paasch: "Die Energiekonzerne stehen in der Verantwortung." An die Bundesregierung richtete Misereor die Forderung, dazu einen entsprechenden Gesetzentwurf auf den Weg zu bringen.

Erarbeitung von Standards

Die kolumbianische Menschenrechtsaktivistin Yessica Hoyos sagte, sie wundere sich schon, dass in Deutschland eine nationale Kommission ein Konzept für einen nationalen Kohleausstieg erarbeite. "Gleichzeitig aber gibt es keine Überlegungen zur Erarbeitung von Standards für die Kohle, die aus dem Ausland importiert wird." 52 Prozent der in Kolumbien abgebauten Steinkohle komme zur Verfeuerung nach Europa.

Die Anwältin war zusammen mit Sindy Paola Bouriyu, Vertreterin der indigenen Gemeinde Provincial der Wayuú, auf Einladung von Misereor in Deutschland und im Hambacher Forst, um über Menschenrechtsverletzungen beim Abbau der Kohle in ihrer Heimat zu berichten. Provincial grenzt den Angaben zufolge an den Steinkohletagebau El Cerrejón. Bouriyu berichtete von massiven Umweltproblemen wie Luft- und Wasserverschmutzung, die insbesondere bei Kindern und älteren Menschen zu gravierenden Atemwegserkrankungen und anderen Gesundheitsschädigungen führe.

"Kohlestopp global"

Die 26-Jährige wohnt nach eigenen Worten 300 Meter vom Tagebau entfernt, ihr heute sechs Jahre alter Sohn leidet seit seiner Geburt unter Atemwegsproblemen. Drei Mal schon seien die Tagebaubetreiber höchstrichterlich zur Verbesserung der Situation verurteilt worden, sagte Bouriyu. Gebessert habe sich nichts, weil die Urteile nicht umgesetzt würden.

Misereor unterstützt seit vielen Jahren die kolumbianische Menschenrechtsorganisation CAJAR, für die auch die Anwältin Yessica Hoyos arbeitet. In seiner Kampagne "Kohlestopp global" fordert das katholische Hilfswerk den Ausstieg aus der Kohleverstromung. Das mindeste aber sei, dass die Energieunternehmen dafür sorgten, dass bei dem Kohleabbau in den betroffenen Ländern grundlegende Menschenrechts- und Umweltstandards eingehalten werden.


Quelle:
epd