Missbrauchskrise in Church of England weitet sich aus

Rücktritte und schwere Vorwürfe gegen Spitzenvertreter

Die Kirche von England kommt nicht zur Ruhe. Nach Veröffentlichung eines belastenden Untersuchungsberichts Anfang November und dem Rücktritt des Erzbischofs von Canterbury stehen inzwischen mehrere anglikanische Bischöfe unter Druck.

Anglikanische Bischöfe ziehen zu einem Gottesdienst in die Kathedrale von Canterbury ein (Archiv) / © Sabine Kleyboldt (KNA)
Anglikanische Bischöfe ziehen zu einem Gottesdienst in die Kathedrale von Canterbury ein (Archiv) / © Sabine Kleyboldt ( KNA )

Die Missbrauchskrise in der anglikanischen Church of England zieht immer weitere Kreise. Nach der Rücktrittsankündigung des Erzbischofs von Canterbury, Justin Welby, gibt es jetzt auch schwerwiegende Vorwürfe gegen einen seiner Amtsvorgänger. In einem BBC-Bericht (Mittwoch) wird dem früheren geistlichen Oberhaupt der Kirche von England, George Carey, Nachlässigkeit im Umgang mit einem Missbrauchsfall vorgeworfen. Er soll während seiner Amtszeit (1991-2002) einem wegen sexueller Übergriffe gegen Minderjährige suspendierten Priester die Rückkehr in den Beruf ermöglicht haben.

Wie die BBC berichtet, erklärte Carey nun den Verzicht auf sein eigenes Priesteramt. In dem entsprechenden Schreiben geht der 89-Jährige indes nicht auf die aktuellen Diskussionen ein, sondern verweist auf sein fortgeschrittenes Alter. "Es war eine Ehre, in den Diözesen London, Southwell, Durham, Bristol, Bath und Wells, Canterbury und schließlich Oxford zu dienen", wird der frühere Anglikanerprimas zitiert.

Vorwürfe auch gegen andere Bischöfe

Vorwürfe wurden zuletzt auch gegen den amtierenden Erzbischof von York, Stephen Cottrell, laut. Ihm wird ebenfalls ein nachlässiges Vorgehen in Sachen Missbrauchsaufklärung vorgeworfen. Cottrell räumte zwar Versäumnisse ein, wies Rücktrittsforderungen aber bislang zurück.

 Justin Welby, Erzbischof von Canterbury, steht in der Westminster Abbey an einer Kirchentür. / © Andrew Milligan (dpa)
Justin Welby, Erzbischof von Canterbury, steht in der Westminster Abbey an einer Kirchentür. / © Andrew Milligan ( dpa )

Auslöser der anhaltenden Kirchenkrise war ein vor einigen Wochen veröffentlichter Untersuchungsbericht, der die anglikanische Staatskirche von England schwer belastete. Erzbischof Welby, dem Missbrauchsvertuschung zur Last gelegt wird, kündigte nach anfänglichem Zögern seinen Rücktritt an. Amtsbruder Cottrell soll am 6. Januar die Amtsgeschäfte übernehmen, bis ein Nachfolger gewählt ist.

Anglikanische Kirche

Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte sich Heinrich VIII. 1534 selbst ein. In Glaubensfragen blieben die Anglikaner zunächst bei der katholischen Lehre; später setzten sich protestantische Einflüsse durch. 1549 erschien das erste anglikanische Glaubensbuch, das «Book of Common Prayer».

Die Kathedrale von Canterbury, Sitz des anglikanischen Erzbischofs / © Sambraus, Daniel (epd)
Die Kathedrale von Canterbury, Sitz des anglikanischen Erzbischofs / © Sambraus, Daniel ( epd )
Quelle:
KNA