Ein Forscherteam um die Ulmer Psychiaterin Manuela Dudeck wird die Untersuchung über sexualisierte Gewalt durch Priester und andere kirchliche Mitarbeiter präsentieren.
Laut Erzbistum handelt es sich um die erste Missbrauchsstudie, die speziell die katholische Kirche in der DDR zum Forschungsgegenstand macht. Zudem sei es das erste Projekt dieser Art mit traumatologischen Untersuchungen.
Im Erzbistum Hamburg war Mecklenburg besonders von sexuellem Missbrauch betroffen. Im Zuge der Recherchen für eine 2018 veröffentlichte Studie der Deutschen Bischofskonferenz war bekannt geworden, dass in der Region zwischen 1946 und 2015 insgesamt 17 beschuldigte Priester 54 Kinder und Jugendliche missbraucht haben sollen.
Forscher zeigen Schwachstellen in den Strukturen auf
Die Ulmer Forscher hatten den Auftrag, Erfahrungen von Betroffenen zu dokumentieren, Taten in den geschichtlichen Zusammenhang einzuordnen und begünstigende kirchliche und gesellschaftliche Strukturen aufzuzeigen.
Dazu wurden mehr als 1.000 Akten aus kirchlichen und staatlichen Archiven gesichtet sowie Interviews mit Betroffenen und hochrangigen Kirchenvertretern geführt. Um den Anforderungen des Datenschutzes gerecht zu werden, sollen in der rund 300.000 Euro teuren Studie keine Namen genannt werden.
Erzbischof Heße erhält Studie am Freitag
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße kennt die Untersuchung eigenen Angaben zufolge bisher nicht und wird sie am Freitag entgegennehmen. Am Montag will er bei einer Pressekonferenz Stellung dazu nehmen.
Vergangene Woche hatte sich Heße mit einem Brief an die Mecklenburger Katholiken gewandt. "Es ist wichtig, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen", schreibt er darin.
Heße hatte 2018 einen Beirat gegründet, um die Missbrauchsfälle in Mecklenburg aufzuarbeiten. Der Beirat beauftragte die Ulmer Wissenschaftler.
Die Kirche in Mecklenburg vor der Wiedervereinigung
Die katholische Kirche in Mecklenburg war als sogenanntes Bischöfliches Amt Schwerin zu DDR-Zeiten ein eigener, provisorischer kirchlicher Verwaltungsbereich. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde sie Teil des neu gegründeten Erzbistums Hamburg.
Heute leben in der Region rund 39.000 Katholiken, die mit einem Anteil von 3,5 Prozent an der Gesamtbevölkerung eine Minderheit bilden.