Missbrauchsstudie in Mecklenburg wird vorgestellt

Besonders vom Missbrauch betroffen

Eine vom Erzbistum Hamburg beauftragte Studie über Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche Mecklenburgs wird am Freitag in Schwerin vorgestellt. Die Untersuchung bezieht sich auf sexualisierte Gewalt in der Zeit von 1946 bis 1989.

Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg / © Jannis Chavakis (KNA)
Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg / © Jannis Chavakis ( KNA )

Ein Forscherteam um die Ulmer Psychiaterin Manuela Dudeck wird die Untersuchung über sexualisierte Gewalt durch Priester und andere kirchliche Mitarbeiter präsentieren.

Laut Erzbistum handelt es sich um die erste Missbrauchsstudie, die speziell die katholische Kirche in der DDR zum Forschungsgegenstand macht. Zudem sei es das erste Projekt dieser Art mit traumatologischen Untersuchungen.

Bär mit Klebeband auf seinem Mund. Symbol des Schweigens über Kindesmissbrauch in der Kirche. / © godongphoto (shutterstock)
Bär mit Klebeband auf seinem Mund. Symbol des Schweigens über Kindesmissbrauch in der Kirche. / © godongphoto ( shutterstock )

Im Erzbistum Hamburg war Mecklenburg besonders von sexuellem Missbrauch betroffen. Im Zuge der Recherchen für eine 2018 veröffentlichte Studie der Deutschen Bischofskonferenz war bekannt geworden, dass in der Region zwischen 1946 und 2015 insgesamt 17 beschuldigte Priester 54 Kinder und Jugendliche missbraucht haben sollen.

Forscher zeigen Schwachstellen in den Strukturen auf

Die Ulmer Forscher hatten den Auftrag, Erfahrungen von Betroffenen zu dokumentieren, Taten in den geschichtlichen Zusammenhang einzuordnen und begünstigende kirchliche und gesellschaftliche Strukturen aufzuzeigen.

Dazu wurden mehr als 1.000 Akten aus kirchlichen und staatlichen Archiven gesichtet sowie Interviews mit Betroffenen und hochrangigen Kirchenvertretern geführt. Um den Anforderungen des Datenschutzes gerecht zu werden, sollen in der rund 300.000 Euro teuren Studie keine Namen genannt werden.

Erzbischof Heße erhält Studie am Freitag

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße kennt die Untersuchung eigenen Angaben zufolge bisher nicht und wird sie am Freitag entgegennehmen. Am Montag will er bei einer Pressekonferenz Stellung dazu nehmen.

Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg, im Gespräch / © Torben Weiß (KNA)
Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg, im Gespräch / © Torben Weiß ( KNA )

Vergangene Woche hatte sich Heße mit einem Brief an die Mecklenburger Katholiken gewandt. "Es ist wichtig, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen", schreibt er darin.

Heße hatte 2018 einen Beirat gegründet, um die Missbrauchsfälle in Mecklenburg aufzuarbeiten. Der Beirat beauftragte die Ulmer Wissenschaftler.

Die Kirche in Mecklenburg vor der Wiedervereinigung

Die katholische Kirche in Mecklenburg war als sogenanntes Bischöfliches Amt Schwerin zu DDR-Zeiten ein eigener, provisorischer kirchlicher Verwaltungsbereich. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde sie Teil des neu gegründeten Erzbistums Hamburg.

Heute leben in der Region rund 39.000 Katholiken, die mit einem Anteil von 3,5 Prozent an der Gesamtbevölkerung eine Minderheit bilden. 

Erzbistum Hamburg

Mariendom in Hamburg / © Maria Feck (KNA)
Mariendom in Hamburg / © Maria Feck ( KNA )

Die Fläche des Erzbistums Hamburg beträgt 32.520 Quadratkilometer, denn das Bistum umfasst drei Bundesländer: Hamburg (755 Quadratkilometer), Schleswig-Holstein (15.803 Quadratkilometer) und der Landesteil Mecklenburg (15.962 Quadratkilometer) des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Es ist damit das flächenmäßig größte Bistum in Deutschland. Dort leben insgesamt rund 364.500 Katholikinnen und Katholiken. Es ist gegliedert in 28 Pfarreien.

Quelle:
KNA