Das katholische Hilfswerk missio Aachen hat zugegeben, Teil eines kirchlichen Systems der Vertuschung von Missbrauchstaten gewesen zu sein. In einer Mitteilung vom Dienstag stellte das Hilfswerk den Abschlussbericht zum Fall Leonhard Meurer vor. Ihm wird glaubhaft vorgeworfen, von 1948 (oder früher) bis 1987 mehrfach minderjährige Mädchen sexuell missbraucht zu haben. Die Kölner Rechtsanwältin Bettina Janssen hatte die Zusammenarbeit des Hilfswerks mit dem Priester Leonhard Meurer untersucht.
Der Abschlussbericht zeigt laut Mitteilung, dass die damals Verantwortlichen bei missio spätestens 1978 Kenntnis von den Missbrauchstaten Meurers gehabt haben mussten und sich dennoch für eine Zusammenarbeit mit ihm entschieden. "missio Aachen war damals somit Teil eines kirchlichen Systems des absichtlichen Wegschauens und der Vertuschung", so missio.
Besonders eine von missio finanzierte Reise Meurers nach Westafrika und sein Einsatz als Redner an Missionssonntagen zeigten falsche Entscheidungen der damals Verantwortlichen, weil man mögliche weitere Missbrauchstaten in Kauf genommen habe. "missio Aachen bedauert dies zutiefst", erklärte das Hilfswerk.
Umgang mit Afrika-Sammlung nicht angemessen
Missio habe von Meurer 1979 eine umfangreiche Sammlung von Artefakten ("Sammlung Africana") übernommen und in Teilen bis April 2023 ausgestellt. Wegen unzureichender personeller und finanzieller Ressourcen und mangelnder Fachkompetenz und Nachlässigkeit sei man damit nicht angemessen umgegangen. "Über viele Jahre hinweg ist missio Aachen so auch seiner Verantwortung gegenüber den Artefakten der Sammlung angesichts ihrer kulturellen und spirituellen Bedeutung nicht gerecht geworden", sagen die heute Verantwortlichen.
Nun sollen nach Hilfswerksangaben die Eigentumsverhältnisse der Sammlung erneut juristisch geprüft werden. Kritisiert wird im Abschlussbericht der teilweise intransparente Umgang mit der Erzdiözese Koupéla (Burkina Faso), die bis 2005 Eigentümerin der Sammlung gewesen sein soll. Gemeinsam mit Betroffenen sowie Expertinnen und Experten werde über den weiteren Umgang mit der Sammlung beraten.
Das Hilfswerk kündigte an, im Frühjahr 2026 über den Stand der Umsetzung der Empfehlungen aus dem Bericht informieren zu wollen.