missio sammelt weiterhin Unterschriften für Petition

"Stoppt Zwangsehen und -konversionen!"

Das katholische Hilfswerk missio will über den Beauftragten für Religions- und Weltanschauungsfreiheit der Bundesregierung Druck auf Pakistan ausüben. Dadurch hofft missio, das Leiden junger Frauen aus Minderheiten zu beenden.

Autor/in:
Hilde Regeniter
Eine junge Frau sitzt im Hauseingang. / © Hartmut Schwarzbach (missio)
Eine junge Frau sitzt im Hauseingang. / © Hartmut Schwarzbach ( missio )

Madiha Sha ist 27 Jahre alt. Eigentlich höchste Zeit zum Heiraten, schließlich sollte eine junge Frau in ihrer Heimat Pakistan das bis spätestens 30 erledigt haben. Madiha aber hat in der Schweiz studiert, macht gerade ein Praktikum beim katholischen Hilfswerk missio und kämpft gegen erzwungene Ehen.   

Für ihre Masterarbeit hat Madiha zu Hause in Pakistan Mädchen und Frauen befragt, die gegen ihren Willen verheiratet wurden. „Arrangierte Ehen sind bei uns normal; Eltern entscheiden, wem ihre Kinder das Ja-Wort geben müssen“, so die Sozialwissenschaftlerin.

Madiha Sha, Sozialwissenschaftlerin und Frauenrechtlerin aus Pakistan. (missio)
Madiha Sha, Sozialwissenschaftlerin und Frauenrechtlerin aus Pakistan. / ( missio )

Dass es in der Praxis aber immer wieder weit über solche arrangierten Ehen hinausgeht, auch davon haben ihr ihre Gesprächspartnerinnen berichtet. Vor allem in ländlichen Gebieten, erzählt Madiha, werden oft minderjährige Mädchen aus armen Familien entführt und mit meist deutlich älteren Männern verheiratet.

Das bedeute Vergewaltigung und sexuellen Missbrauch, stellt Madiha klar, körperliche und seelische Gewalt. Besonders betroffen seien junge Frauen, die einer religiösen Minderheit angehören, also Christinnen, Hinduistinnen oder Ahmadiyya-Musliminnen. Bevor diese zwangsverheiratet werden, so die Erfahrung, müssen sie zum Islam konvertieren.

Anzeigen nahezu unmöglich

„Wir haben zwar Gesetze gegen Zwangsehen und Zwangskonversionen, aber sie werden selten angewandt“, weiß Madiha Sha. Wenn überhaupt, dann könnten sich betroffene Familien nur in den größeren Städten auf dem Rechtsweg gegen die Übergriffe wehren. Schließlich seien 96 Prozent der Menschen in der Islamischen Republik Pakistan Moslems und speziell in der Provinz gebe es kaum Verständnis dafür, dass jemand einer anderen Religion angehöre.

„Die Leute wissen nicht, was Diversität ist; und sie akzeptieren nicht, wenn jemand anders ist, etwas anderes glaubt“, erklärt Madiha. So sei es auf dem Land oft nicht einmal möglich, eine Entführung mit anschließender forcierter Konversion und Eheschließung anzuzeigen, „Einfach weil Polizisten und Richter es völlig richtig finden, dass eine Frau Muslima werden musste.“    

Bessere Bildung für Mädchen und Frauen

Bestehende pakistanische Gesetzgebung endlich umzusetzen und zwar auch, wenn die Opfer Angehörige religiöser Minderheiten sind – das ist eine der zentralen Forderungen der aktuellen missio-Kampagne, für die sich Madiha Sha gemeinsam mit Menschrechts-Referentin Katja Voges engagiert. Gemeinsam betonen sie immer wieder, wie wichtig bessere Bildung von Mädchen und Frauen wäre, um die Lage nachhaltig zu ändern.

Ein Mädchen lernt die Buchstaben. / © Hartmut Schwarzbach (missio)
Ein Mädchen lernt die Buchstaben. / © Hartmut Schwarzbach ( missio )

„Wir wissen, dass gut ausgebildete junge Frauen deutlich seltener in die Situation kommen, entführt und zwangsverheiratet zu werden“, betont Voges, die Expertin für Religionsfreiheit und den interreligiösen Dialog ist. Was auch daran liege, dass Schulabsolventinnen seltener als Hausmädchen arbeiten oder auf der Straße unterwegs sein müssten. 

Madiha setzt auf Aufklärung

Madiha Sha selbst ist gebildet und will ihre Bildung einsetzen, um den Frauen in ihrer Heimat eine bessere Zukunft zu schenken. Dazu setzt sie auch auf Aufklärung und erzählt in Deutschland davon, was in Pakistan im 21. Jahrhundert noch immer auf der Tagesordnung steht. Internationaler Druck, daran glaubt sie fest, kann dabei helfen, endlich etwas zu ändern.

Dr. Katja Voges, Leiterin Team Menschenrechte bei missio und Religionsfreiheit und Madiha Sha, Sozialwissenschaftlerin und Frauenrechtlerin aus Pakistan (missio)
Dr. Katja Voges, Leiterin Team Menschenrechte bei missio und Religionsfreiheit und Madiha Sha, Sozialwissenschaftlerin und Frauenrechtlerin aus Pakistan / ( missio )

Und so hofft sie, dass zum Beispiel die Petition an Frank Schwabe etwas bewirken wird, den Beauftragten der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit. „Unsere Partner vor Ort sagen, dass Pakistan dringend ein Gesetz zum Schutz religiöser Minderheiten braucht“, sagt Katja Voges.

Auch diese Forderung steht in der Petition, für die sie bisher über 2.000 Unterschriften gesammelt haben; bis sie die Liste im November an Frank Schwabe überreichen, sollten noch deutlich mehr Namen darauf stehen.

Das Hilfswerk missio

Das Internationale Katholische Missionswerk missio mit Sitz in Aachen und München ist eines von weltweit mehr als 100 Päpstlichen Missionswerken. Missio München ist das Missionswerk der bayerischen, missio Aachen das der anderen deutschen Bistümer. Das Wort missio kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Sendung.

 (KNA)
Quelle:
DR