Frauenbund-Vizepräsidentin fordert Mitspracherecht

"Modelle von geteilter Verantwortung erproben"

Während der Online-Sitzung des Synodalen Wegs wurde viel diskutiert, auch über Macht und die Rolle der Frauen. Jetzt geht es mit Beschlusstexten und Handlungsempfehlungen an die Umsetzung, kündigt Birgit Mock an.

Online-Konferenz des Synodalen Weges / © Julia Steinbrecht (KNA)
Online-Konferenz des Synodalen Weges / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie bewerten Sie rückblickend die Online-Konferenz des Synodalen Wegs?

Birgit Mock / © Harald Oppitz (KNA)
Birgit Mock / © Harald Oppitz ( KNA )

Birgit Mock (Vizepräsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes): Für mich war diese Online-Konferenz ein Riesenschritt nach vorne. Es war eine gute Atmosphäre. Ich findet auch, dass wir sehr persönlich gesprochen haben, obwohl wir uns ja nur im digitalen Raum erlebt haben.

Wir haben miteinander geredet und nicht übereinander. Dazu haben insbesondere auch die Vertreterinnen und Vertreter der Betroffenenbeirats von sexuell missbrauchten Menschen beigetragen, die sehr persönliche Statements mit eingebracht haben, die uns alle auch sehr berührt haben.

DOMRADIO.DE: Beteiligung von Frauen ist ein zweites Stichwort. Haben Sie zumindest erste Signale wahrgenommen oder wie schätzen Sie diesen Punkt ein?

Mock: Auch hier haben wir sehr offen gesprochen. Es ist natürlich ein sehr kontroverses Thema, weil es da auch immer noch sehr viele Vorbehalte - ich will auch sagen: Widerstände - gibt. Aber auch hier habe ich erlebt, dass doch die ganz überwiegende Mehrheit gesagt hat, wir können den Ausschluss von Frauen von Weiheämtern nicht mehr wirklich theologisch begründen.

Es gibt so viele Frauen, die sich berufen fühlen und die ihre Berufungsgeschichten erzählt haben. Es gibt hier ja auch ein ganz eindrückliches Buch von Schwester Philippa Rath, die über 100 Berufungsgeschichten jetzt unlängst veröffentlicht hat. Das sind doch Signale für uns, wo wir Schritte nach vorne gehen müssen.

DOMRADIO.DE: Sie haben auch Verantwortung beim Prozess des Synodalen Wegs übernommen. Sie sind Vorsitzende des Forums Sexualität und Partnerschaft. Wie kommen Sie da voran?

Mock: Wir kommen gut voran und da hat mich jetzt auch nochmal die Online-Konferenz sehr ermutigt. Wir haben vorgestellt, was wir als nächstes vorhaben. Wir werden hier einen längeren Text für die erste Lesung im September vorlegen und ich habe vorgestellt, dass wir vorhaben, diesen Text mit einem Schuldbekenntnis zu beginnen.

Ich glaube, das hat jetzt am Wochenende auch große Resonanz gefunden, weil es doch wichtig ist, am Anfang erst einmal zu sagen, was unsere Kirche in den letzten - vielleicht sogar - Jahrhunderten versäumt hat und dass wir, wenn wir einmal diese kritische Reflektion vorgenommen haben, dann vielleicht ganz neu zu einer Linie kommen können, die heißt "Sexualität als positive Kraft würdigen" und vielleicht unter dem Motto "Vertrauen statt Verbote" als Kirche wieder neu Orientierung geben.

DOMRADIO.DE: Welche Probleme sind denn bei der Konferenz nicht angesprochen worden?

Mock: Wir konnten natürlich, was die verschiedenen Handlungsoptionen angeht, noch nicht so richtig in der Tiefe einsteigen. Das wird sicher bei der Konferenz im September dann der Fall sein. Wir werden ja von unserem Forum aus auch sehr konkrete Vorschläge machen.

Es wird Vorschläge geben, wo wir Beschlusstexte an den Heiligen Vater richteten, Teile im Katechismus zu ändern, gerade was die Bewertung von Sexualität angeht und manche, was das Thema Homosexualität angeht, auch sogar ersatzlos zu streichen.

Wir werden Handlungsempfehlungen vorschlagen, die sich auf konkrete sichtbare Zeichen beziehen, die wir für Deutschland vorschlagen werden. Denn das finde ich persönlich auch wirklich wichtig, dass, wenn der Synodale Weg im September 2022 dann mit der letzten Konferenz formal abschließt, es dann etwas an Veränderung gibt, an Sichtbarkeit, was die Menschen vor Ort auch wirklich spüren.

Eine konkrete Idee von uns wird sein, Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare, aber auch für andere Paarbeziehungen sehr konkret vorzuschlagen.

DOMRADIO.DE: Wie sollte der Synodale Weg Ihrer Meinung nach denn fortgesetzt werden?

Mock: Das ist eine wirklich gute Frage. Wir erhoffen uns, dass wir mit dem Synodalen Weg jetzt Modelle von geteilter Verantwortung erproben - das erleben wir ja jetzt auch in den Doppelspitzen in den Foren. Ich kann mir vorstellen, dass sich mit diesen Gremien, die wir hier etabliert haben, Gewohnheiten enwickeln, die hinterher viel selbstverständlicher werden, dass wir die großen Entscheidungen in unserer Kirche gemeinsam treffen.

Und das wünsche ich mir am Ende auch, wenn 2022 formal der Synodale Weg zu Ende ist, dass wir hinkommen zu einer synodalen Kirche in Deutschland.

Das Gespräch führte Dagmar Peters.

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
DR
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