Moraltheologe verteidigt Sex außerhalb der Ehe

"Es hat aufgehört, sinnvoll zu sein"

Die katholische Kirche sollte nach Ansicht des Mainzer Moraltheologen Stephan Goertz Sexualität außerhalb der Ehe von Mann und Frau nicht mehr verurteilen. Die überlieferte Begründung für dieses Gebot überzeuge heute nicht mehr.

Liebespaar / © Nomad_Soul (shutterstock)

Das schreibt Goertz in einem Gastbeitrag in den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück. "Es hat aufgehört, sinnvoll zu sein."

Sichere Verhütungsmethoden

Das Gebot stammt laut Goertz aus einer Zeit, in der Sexualität außerhalb der Ehe Risiken barg. Damals habe der erste Zweck der Sexualität darin bestanden, ein Kind zu zeugen. Frauen hätten stets mit einer Schwangerschaft rechnen müssen. Und eine Erziehung ohne Männer sei nicht vorstellbar gewesen.

Heute gebe es recht sichere Methoden der Empfängnisverhütung, und Sexualität sei mehr als die Bedingung für die Gründung einer Familie, argumentiert der Theologe. Damit verliere das alte Verbot sein Fundament und seine Gültigkeit.

Wertschätzung des Ehe-Sakraments

Der Trierer Moraltheologe Johannes Brantl verteidigte dagegen die Regelung. "Es soll im Prinzip die besondere Intimität, die das sexuelle Zusammensein von zwei Personen ausmacht, geachtet und geschützt werden", erklärt er in einem weiteren Gastbeitrag. Gerade weil in der gegenwärtigen Gesellschaft die Ehe immer weniger zur Legitimierung sexueller Beziehungen benötigt werde, halte er es für wichtig, "dass die katholische Sexualmoral nach wie vor ihre besondere Wertschätzung der stabilen und exklusiven Beziehung zwischen Mann und Frau in Gestalt der sakramentalen Ehe unmissverständlich zum Ausdruck bringt".

Allerdings verbietet es sich laut Brantl, "hart und unbarmherzig" jene Menschen abzuqualifizieren, die der Norm nicht entsprechen. Als Beispiel nennt der Theologe Menschen in vor- und nichtehelichen Lebensgemeinschaften, Homosexuelle und wiederverheiratete Geschiedene.

Was sagt die katholische Lehre zu außerehelichem Sex?

Im Katechismus der katholischen Kirche heißt es: "Unzucht ist die körperliche Vereinigung zwischen einem Mann und einer Frau, die nicht miteinander verheiratet sind. Sie ist ein schwerer Verstoß gegen die Würde dieser Menschen und der menschlichen Geschlechtlichkeit selbst, die von Natur aus auf das Wohl der Ehegatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet ist."

Die katholische Kirche in Deutschland berät derzeit beim Synodalen Weg unter anderem über die Sexualmoral. Anlass für den Reformprozess ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchsskandal verschärft hat.

Die Ehe als Sakrament

Die Paare verstehen ihre Ehe als einen sakramentalen Bund – als eine ganzheitliche Lebensgemeinschaft, die in ihrer Unauflöslichkeit die unverbrüchliche Treue der göttlichen Liebe spiegelt.

Sie begreifen ihren Ehebund und ihre eheliche Treue in Verbindung mit dem – in Jesus endgültig offenbar gewordnen – Versprechen, dass Gott in der konkreten Lebenswirklichkeit präsent ist und den Menschen unbedingt treu bleiben will.

Symbolbild Ehe / © BONDART PHOTOGRAPHY (shutterstock)
Quelle:
KNA