Mit einer großen Messe für Frieden und Versöhnung ist am Freitagvormittag der Besuch von Papst Franziskus in Mosambik zu Ende gegangen. Der Himmel war grau verhangen, es regnete, und es wirkte wie eine nationale Geste, als viele der 60.000 Teilnehmer im Hauptstadt-Stadion Zimpeto niederknieten, um zu Beginn des Gottesdienstes um Vergebung zu bitten. Unter ihnen war auch Staatspräsident Filipe Nyusi; der Katholik hofft bei den Wahlen Mitte Oktober auf eine zweite Amtszeit.
Friede und Versöhnung
Erst vor fünf Wochen schloss Nyusis Regierungspartei Frelimo mit den früheren Renamo-Rebellen ein Abkommen über Gewaltverzicht und Entwaffnung, nachdem sich beide Gruppen bis 1992 in einem 16 Jahre währenden Bürgerkrieg bekämpft hatten. "Es ist schwierig, über Versöhnung zu reden, wenn die Wunden aus langen Jahren der Zwietracht noch offen sind", sagte der Papst. "Man kann nicht die Zukunft planen, eine Nation aufbauen oder eine Gesellschaft gründen, die auf dem Gleichgewicht der Gewalt beruht."
Friede und Versöhnung war das zentrale Thema des knapp zweitägigen Programms von Franziskus in dem südostafrikanischen Land. Vor Regierung und Oppositionspolitikern im Präsidentenpalast appellierte er an die Mosambikaner, "als Kinder der gleichen Erde und Verwalter eines gemeinsamen Erbes" zu handeln. Die Jugend aus unterschiedlichen Religionen rief er auf, ihre Hoffnung nicht durch Resignation und Angst töten zu lassen. Solidarität sei "die beste Waffe, um die Geschichte zu verändern".
Um dieser Akzente willen rückte der Papst vieles in die zweite Reihe, was ihm sonst ein Anliegen ist und auch auf Mosambik zutrifft: nachhaltige Nutzung der Ressourcen, eine gerechte Wirtschaft, kulturelle Vielfalt, Bildung.
Papst spricht Aids-Problematik an
Einer speziellen Herausforderung wandte sich Franziskus am Freitag vor der Messe zu: Aids. Mosambik weist nicht nur eine der höchsten Geburtenraten der Welt auf, sondern liegt auch bei der Verbreitung des HI-Virus auf den ersten Plätzen. Als eine Ursache für beide Phänomene gelten mangelnde Aufklärung und unzureichender Zugang zu Verhütung.
Franziskus vermied dagegen jede moraltheologische Debatte und schlug im Aids-Zetrum Zimpeto einen geistlichen Ton an. Die Patienten verglich er mit Menschen, die am Straßenrand liegengeblieben sind; ihre Helfer lobte er dafür, dass sie über die medizinische Behandlung hinaus den Infizierten "ihre Würde zurückgegeben" haben.
Ein diskreter Wink auf ein Problem, das in Mosambik mit Vorbehalten behaftet ist. "Franziskus hat das ausgezeichnet gemacht", sagt Jorge Manuel Augusto, Dozent an der Katholischen Universität von Mosambik und Medien-Sprecher für die Papstreise. "Er hat die Realität des Landes verstanden." In Mosambik, so der Priester, könne man "eher über Polygamie" reden als über Homosexualität oder Aids.
Papst Franziskus weiß auch, dass die Hoffnung der Weltkirche in Afrika liegt. 2060 werden nach einer Projektion des Instituts Pew Research 42 Prozent aller Katholiken weltweit in den Ländern südlich der Sahara leben. Wer den Kontinent gewinnen will, muss auf die konservativen Haltungen dort Rücksicht nehmen.
Der Politik ins Gewissen geredet
Unverblümt sprach Franziskus in der Schlussmesse das Paradox an, dass Mosambik als Land mit natürlichen und kulturellen Reichtümern von bitterer Armut geprägt ist. Zuweilen scheine es, dass die, welche sich mit dem vermeintlichen Wunsch zu helfen nähern, andere Interessen verfolgen. "Es ist traurig, wenn es Geschwister des gleichen Landes sind, die sich dabei zu Korruption verleiten lassen", so der Papst. Es sei "sehr gefährlich zu akzeptieren, dass das der Preis sein soll, den wir für die Hilfen von außen bezahlen müssen".
Von den Gläubigen in dem bitterarmen Land verabschiedete sich der Papst, der sonst in Gottesdiensten den Akzent auf das Geistliche legt, mit einer politischen Botschaft. Im Vorfeld seines Besuchs war Kritik an den Kosten von knapp 300.000 Euro laut geworden - und der Verdacht der Opposition, einiges davon sei in den Wahlkampfkassen der Regierungspartei Frelimo gelandet. Noch immer lastet der alte Konflikt auf Mosambik. "Es regnet, weil das Land Reinigung braucht", sagt Pater Augusto.