Moulins-Beaufort hält Weltsynode für schwierige Etappe

"Dinge müssen vor Ort in Bewegung kommen"

Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz sieht Probleme bei der Mobilisierung der Gläubigen für kirchliche Reformen. "Manche sagen: Die Menschen verstehen nicht, warum das wichtig ist", sagte Erzbischof de Moulins-Beaufort.

Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort / © Corinne Simon (KNA)
Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort / © Corinne Simon ( KNA )

Schließlich sei es das erste Mal, dass eine solche weltweite Konsultation in der katholischen Kirche durchgeführt wird, sagte Eric Moulins-Beaufort im Interview der Monatszeitschrift Herder-Korrespondenz (April-Ausgabe) mit Blick auf die katholische Weltsynode.

Das Leben der Kirche vollziehe sich nicht nur auf der Ebene der Bischöfe und Laienfunktionäre, betonte Moulins-Beaufort, sondern im Alltag, in den christlichen Gemeinschaften vor Ort. "Man kann viel dekretieren und große Veränderungen einführen. Aber die Dinge müssen vor Ort in Bewegung kommen." In Frankreich hätten sich beispielsweise die Priester sehr wenig an der weltweiten Umfrage unter den Gläubigen beteiligt, ebenso junge Menschen unter 40 Jahren.

Es sei schwierig die "Stimme des Volkes" vernehmbar zu machen

Der Erzbischof von Reims räumt ein, dass es schwierig sei, in den globalen Synodenpapieren die konkrete ´"Stimme des Volkes" vernehmbar zu machen. "Es stimmt: Der Text, den das Synodensekretariat zur Vorbereitung der Kontinentaltreffen erstellt hat, ähnelt dem Text, den wir Franzosen auf nationaler Ebene erstellt haben, und der ähnelt den Texten, die in jeder Diözese erstellt wurden", so Moulins-Beaufort. "Wir hatten also vor dem Kontinentaltreffen in Prag schon dreimal ungefähr den gleichen Text geschrieben."

Entscheidend werde tatsächlich sein, wie die Synodensitzungen im Oktober 2023 und im Oktober 2024 ablaufen werden, sagte der Bischofskonferenz-Vorsitzende. Er wertete die Synode als eine Etappe in einem großen kirchlichen Wandlungsprozess. Historiker könnten dann später einmal beurteilen, "welche Rolle der Synodale Prozess dabei gespielt hat".

Bischof gibt erneut Fehler im Umgang mit Missbrauch zu

Im Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche hat der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz erneut frühere Fehleinschätzungen eingeräumt. "Ich habe das erst 2016 begriffen. Vorher hatte ich sogar noch in einem Artikel erklärt, warum das Phänomen in Australien und den USA ein größeres Problem ist als in Frankreich", sagte Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort im Interview der Herder-Korrespondenz. Doch dann hätten die Betroffenen in Frankreich angefangen zu sprechen.

"Vielleicht war ich blind, ich habe die Realität nicht gesehen - und die französische Bevölkerung auch nicht." Inzwischen sei klar, "wie auch in Deutschland", dass es viel mehr Fälle gibt als angenommen.

Fehler räumte der Episkopatsvorsitzende auch im Umgang mit dem Rücktritt von Michel Santier als Bischof von Creteil ein. Anfang 2021 hatte der Vatikan den Amtsverzicht angenommen, angeblich aus gesundheitlichen Gründen. Im Oktober 2022 stellte sich aber heraus, dass Santier zwei Männer sexuell und spirituell missbraucht hatte.

"Damit der wahre Grund für seinen Rücktritt nicht bekannt wird"

"Formell gesehen haben wir uns als Bischofskonferenz an die Vorschriften gehalten", so Moulins-Beaufort. Rom habe Santiers offizieller Begründung nicht widersprochen. Und die Bischofskonferenz sei nicht befugt zu intervenieren, wenn ein Bischof zurücktritt. "Die Bischofskonferenz kann nur die Informationen verbreiten, die sie vom Heiligen Stuhl erhält", so der Erzbischof von Reims. "De facto war es aber so, dass wir geschwiegen haben, damit der wahre Grund für seinen Rücktritt nicht bekannt wird. Das war ein Fehler."

Ein Bischof sei eine öffentliche Person; "und daher sind die Übertretungen eines Bischofs öffentliche Tatsachen", sagte Moulins-Beaufort. "Man kann nicht ein Mann mit öffentlicher Verantwortung sein wollen und gleichzeitig darauf bestehen, wie ein normaler Bürger behandelt zu werden." Der Erzbischof weiter: "Der Skandal, der dadurch verursacht wurde, muss uns eine Lehre sein."

Frankreich hat gesetzliche Meldepflicht bei Missbrauchsfällen

Anders als in Deutschland gibt es in Frankreich eine gesetzliche Meldepflicht bei Missbrauchsfällen. 2021 wurde dort debattiert, ob diese Pflicht auch für die Beichte gilt. Moulins-Beaufort hatte damals als Vorsitzender eine Auseinandersetzung mit dem Innenminister, weil er gesagt hatte, das Beichtgeheimnis stehe über den Gesetzen der Republik.

Auf die Frage, was er selbst täte, wenn in der Beichte von einem solchen Vorfall erführe, sagte der Erzbischof, wenn ein Erwachsener eine missbräuchliche Handlung an einem Kind bekennte, würde er "alles tun, um ihn dazu zu bringen, sich selbst anzuzeigen". Und er würde ihm auch nur dann die Lossprechung von seiner Sünde erteilen, wenn er sich zur Selbstanzeige bereit erklärte. Wenn ihm ein Kind in der Beichte berichtete, Opfer geworden zu sein, so Moulins-Beaufort, würde er versuchen, es "dazu zu bringen, dass es außerhalb der Beichte noch einmal mit mir spricht". So wäre er "nicht mehr an das Beichtgeheimnis gebunden".

Kirche in Frankreich

Die katholische Kirche in Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich wichtigsten in Europa. Marksteine ihrer reichen Geschichte sind etwa für das christliche Mittelalter die Taufe von Frankenkönig Chlodwig, die Reichskirche Karls des Großen ("Charlemagne"), die großen Ordensbewegungen und das "Zeitalter der Kathedralen"; weiter die Religionskriege des 16./17. Jahrhunderts, die nationalkirchliche Strömung des "Gallikanismus", die Aufklärung und die Französische Revolution. Zu Frankreichs Kulturerbe gehören ungezählte Klöster und Kathedralen von Weltrang.

Französische Fahne / © Rick Hawkins (shutterstock)

 

Quelle:
KNA