Münchner Erzbistum startet Projekt "Regenbogenpastoral"

Traditionen und kirchliche Strukturen

Seit etwas über 20 Jahren gibt es im Erzbistum München und Freising die sogenannten Queer-Gottesdienste. Mit einem neuen Projekt möchte das Ordinariat nun eine "Regenbogenpastoral" aufbauen und darüber eine Versöhnung anstoßen.

Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, steht am Altar während des Gottesdienstes zum 20-jährigen Bestehen der Queer-Gottesdienste in der Kirche Sankt Paul am 13. März 2022 in München. Eine Regenbogenfahne liegt auf den Altarstufen. / © Robert Kiderle (KNA)
Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, steht am Altar während des Gottesdienstes zum 20-jährigen Bestehen der Queer-Gottesdienste in der Kirche Sankt Paul am 13. März 2022 in München. Eine Regenbogenfahne liegt auf den Altarstufen. / © Robert Kiderle ( KNA )

Das Erzbistum München und Freising startet ein neues Projekt namens "Regenbogenpastoral". Ziel ist nach Auskunft des Ordinariats, "die Anliegen queerer Katholikinnen und Katholiken besser zu berücksichtigen sowie Austausch und Beratung für Menschen aus der LSBTI-Gemeinde anzubieten". Dafür sei bereits zum 1. September eine zunächst auf zwei Jahre befristete Projektstelle im Umfang von 50 Prozent geschaffen worden. Diese hat der schwule Theologe und Soziologe Michael Brinkschröder (55) inne. Er unterrichtet an einer Münchner Berufsschule Religion.

Michael Brinkschröder (privat)
Michael Brinkschröder / ( privat )

Das Projekt wird bei einem Queer-Gottesdienst am kommenden Sonntag in der Münchner Pfarrkirche Sankt Paul vorgestellt. Das englische Wort "queer" ist ein Sammelbegriff für sexuelle Minderheiten, unter denen Homosexuelle die größte Gruppe sind. Brinkschröder zählt zu den Initiatoren dieses seit 20 Jahren regelmäßig gefeierten Gottesdienstes.

Marx setzt sich für Änderung der katholischen Lehre ein

"Regenbogenpastoral versteht sich als Dienst an der Versöhnung der Kirche mit der LSBTI-Community", sagte er. "Sie arbeitet Traditionen und kirchliche Strukturen, die in der Vergangenheit zur Diskriminierung und Abwertung von LSBTI-Personen geführt haben oder noch führen, theologisch auf, um sie zu überwinden."

Symbolbild Kardinal Marx hinter Mikrofonen von Rundfunk- und Fernsehanstalten / © Robert Kiderle (KNA)
Symbolbild Kardinal Marx hinter Mikrofonen von Rundfunk- und Fernsehanstalten / © Robert Kiderle ( KNA )

Im März hatte der Münchner Kardinal Reinhard Marx erstmals beim Queer-Gottesdienst zelebriert und sich dabei für die Diskriminierung Homosexueller durch die katholische Kirche entschuldigt. Als Bischof wolle er dafür einstehen, "dass wir Schritt für Schritt zu einer inklusiven Kirche werden". In einem "Stern"-Interview einen Monat später sagte er, er setze sich für eine Änderung der katholischen Lehre über Homosexualität ein. "Homosexualität ist keine Sünde. Es entspricht einer christlichen Haltung, wenn zwei Menschen, egal welchen Geschlechts, füreinander einstehen, in Freude und Trauer."

Theologe: Bibel verurteilt Homosexualität nicht

Nach Ansicht des Bonner Professors für die Exegese des Alten Testamtens, Ulrich Berges, verbietet die Bibel Homosexualität nicht. Das gelte auch für Levitikus 18, 22, sagte Berges im Gespräch mit DOMRADIO.DE.

"Der Text Levitikus ist ungefähr 500 Jahre vor Christus geschrieben worden. Er bezieht sich immer auf einen Analverkehr zwischen Männern, wobei der Analverkehr immer ein Akt der Demütigung ist. Das ist also überhaupt nicht zu vergleichen mit einer freien, zwischen gleichen Partnern geschlossenen oder versprochenen Lebensbeziehung", so Berges.

Homosexuelles Paar / © LikClick (shutterstock)
Quelle:
KNA