Er hat so manche Schlacht geschlagen. Jetzt zieht er sich in die zweite Reihe zurück. Norbert Kleyboldt, seit Mai 1999 Generalvikar des Bistums Münster und Stellvertreter des Bischofs der nach Mitgliedern zweitgrößten deutschen Diözese, geht in den Ruhestand. Der 72-Jährige wird am Freitag offiziell verabschiedet. Damit geht einer der dienstältesten Generalvikare Deutschlands von der Bühne.
"Ich bin bereit, die Verantwortung als Generalvikar in jüngere Hände abzugeben", sagt Kleyboldt mit Blick auf seinen Nachfolger Norbert Köster (49). "Ich möchte auch mal die Tageszeitung vor 23 Uhr lesen", fügt er lakonisch hinzu.
Typischer Münsterländer mit Humor
Kleyboldt ist seit Jahrzehnten ein bedeutender Kopf der katholischen Kirche zwischen Niederrhein, Ruhrgebiet und Westfalen. Sein gelegentlich knorriges Auftreten, das den in Ahaus geborenen Geistlichen als typischen Münsterländer ausweist, mag über sein humorvolles Wesen hinwegtäuschen. Der mittlere von fünf Brüdern nimmt seine Gesprächspartner ernst und schätzt den Widerspruch um der Sache willen.
Auch in schwierigen Zeiten der Kirche hat sich Kleyboldt der öffentlichen Diskussion gestellt - etwa bei innerkirchlich unpopulären Entscheidungen wie Gemeindefusionen und harten Sparprogrammen oder in der Missbrauchskrise 2010.
Geboren wurde der Geistliche am 9. August 1943. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie in Münster und München empfing er am 1. März 1970 die Priesterweihe. 1974 wurde er Polizeipfarrer in Münster, 1976 Domvikar am Paulusdom und 1980 Leiter der Hauptabteilung Verwaltung im Generalvikariat. 1984 wurde Kleyboldt zum Päpstlichen Ehrenkaplan mit dem Titel Monsignore ernannt, 1988 zum Ehrendomkapitular von Münsters Partnerdiözese Zadar in Kroatien und im Jahr darauf zum Residierenden Domkapitular in Münster. 1993 folgte die Berufung zum ständigen Vertreter des Generalvikars. Im Mai 1999 machte ihn der damalige Bischof Reinhard Lettmann zum Generalvikar. Bischof Felix Genn ernannte bei seinem Amtsantritt 2009 Kleyboldt ebenfalls zum Verwaltungschef.
"Finanzchef" des Bistums
Bereits mit 37 wurde der Geistliche "Finanzchef" des Bistums und blieb es fast zwei Jahrzehnte lang. "Ich will keine Schattenwirtschaft", habe Lettmann gleich zu Anfang mit Blick auf den "Bischöflichen Stuhl" betont, berichtet Kleyboldt. Auch deshalb sei in Münster das Finanzkonstrukt, dessen Offenlegung noch 2016 erfolgen solle, mit wenigen Immobilien vergleichsweise schwach ausgestattet.
"Wir sind verpflichtet, unsere Vermögenssituation offenzulegen. Darauf hat die Gesellschaft und der Kirchensteuerzahler ein Recht", so der Geistliche, der auch Vorsitzender der Steuerkommission des Verbandes der Diözesen Deutschlands war und zumindest bis Jahresende Verwaltungsratschef der im Umbruch befindlichen Katholischen Zusatzversorgungskasse KZVK bleibt.
Weiter Dienst verrichten
Geprägt habe ihn der Aufbruchsgeist des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), betont Kleyboldt und wünscht sich eine "Kirche in der Wirklichkeit der Welt von heute". Papst Franziskus, der seine Aufgabe weniger als Sachwalter des kirchlichen Lehramts denn als Seelsorger lebe, weiß er da an seiner Seite. Und so wird Kleyboldt weiter im Dom und auch in Münster-Gievenbeck Dienst tun - wie seit 42 Jahren.
Den Kontakt zu seinen zahlreichen Angehörigen will der Familienmensch nun intensivieren. Seinen Urlaub verbringt Kleyboldt gerne im Schwarzwald oder an der See. Und über seinen Lieblingsverein Borussia Dortmund kann er sich herzhaft freuen - oder ärgern. Statt Abschiedsgeschenken wünscht sich der Prälat Spenden für das von der Hüfferstiftung geförderte Hilfswerk Ashadeep für Witwen und Straßenkinder im indischen Mumbai - ein Projekt, das Kleyboldt seit den 1980er Jahren unterstützt.
In Kleyboldts Amtszeit fielen auch Großereignisse wie die 1.200-Jahrfeier des Bistums 2005 und das Domjubiläum 2014. Den Katholikentag 2018 in Münster wird er dagegen eher entspannt aus dem Hintergrund erleben dürfen. Und schon das EM-Viertelfinale Deutschland-Italien am Samstag kann Kleyboldt endlich ohne Termindruck genießen.
Nachfolge geregelt
Die Nachfolge Kleyboldts ist bereits gereglt. Der Kirchenhistoriker Norbert Köster übernimmt die Nachfolge von Prälat Norbert Kleyboldt. Damit wird der Priester und Privatdozent an der Universität Münster Stellvertreter von Bischof Felix Genn und Verwaltungschef des mit knapp zwei Millionen Katholiken nach Mitgliedern zweitgrößten deutschen Bistums.
Köster wurde 1967 in Ibbenbüren geboren und wuchs in Rheine auf. Auf das Studium der Theologie an der Universität Münster und der Dormition Abbey in Jerusalem folgte 1993 die Priesterweihe und seine Kaplanszeit in Sendenhorst und Warendorf. Im Jahr 2000 wurde Köster Leiter des deutschen Studentenheims in Münster. 2005 bis 2007 war er Diözesanjugendjugendseelsorger sowie Diözesanpräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).
2006 wurde der Geistliche in Kirchengeschichte promoviert; 2015 habilitierte er mit einer Arbeit über "Katholiken unter Waffen. Der Vatikan und die mexikanische Revolution 1923-1929". Seit 2010 hat er einen Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte in Münster inne.