Die Synodalversammlung ist das höchste Gremium des Synodalen Wegs. Der von den Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ins Leben gerufene Reformdialog soll nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Die Initiative findet auch außerhalb der Kirche Beachtung.
Wolfgang Thierse, Ex-Bundestagspräsident
"Der Synodale Weg ist ein unbedingt notwendiges, aber zugleich riskantes Unterfangen. Ich begleite es mit Hoffnung und Skepsis, denn der Prozess kann gelingen, aber auch scheitern. Gegen allzu hohe Erwartungen (und ihnen vielleicht folgende Enttäuschungen) könnte die Überzeugung helfen: Schon der Weg ist das Ziel. Das allerdings verlangt Freiheit und Tiefe der synodalen Debatten - ohne Angst vor dem Ende (und einem Nein aus Rom oder von konservativer Seite)."
Monika Grütters (CDU), Kulturstaatsministerin
"Durch den Missbrauchsskandal ist das Vertrauen der Gläubigen in die katholische Kirche fundamental erschüttert. Der Synodale Weg bietet die einmalige Chance für Bischöfe und Laien, gemeinsam das Fundament zu reparieren, statt bloß die Fassade neu zu streichen. Dazu brauchen wir den Mut zu grundlegenden Reformen - bei den Machtstrukturen, der Frauenordination und dem Zölibat. Ziel des Synodalen Wegs muss die ehrliche und echte Partizipation der Gläubigen an der Macht und den Entscheidungen der Kirche sein. Ich bin zuversichtlich, dass sowohl die Laien als auch die Bischöfe verstanden haben, dass dieser 'Synodale Weg' unsere allerletzte Chance ist, unsere katholische Kirche in Deutschland in eine gute Zukunft zu retten."
Annette Widmann-Mauz (CDU), Integrationsbeauftragte der Bundesregierung
"Der Synodale Weg ist ein dringend notwendiger und zugleich zukunftsweisender Schritt für die katholische Kirche. Es geht vor allem darum, den Menschen zu zeigen, dass die Kirche verstanden hat und bereit ist, sich grundlegend zu erneuern und zu reformieren. Denn nur so lassen sich die erschütternden Missbrauchsfälle der Vergangenheit aufarbeiten und verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Auch über die Position von Frauen in der Kirche müssen wir reden: Zu einer lebendigen katholischen Kirche, die nah an der Lebenswirklichkeit der Menschen ist und diese tatsächlich ernst nimmt, gehört es, sich stärker für Frauen zu öffnen. Ich erwarte mir deshalb auch konkrete Schritte, wie Frauen eine gleichberechtigte Rolle in der Kirche erlangen können."
Lars Castellucci, religionspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion
"Ich erwarte von der katholischen Kirche in Deutschland nicht nur Beteiligungsprozesse, sondern von ihrer Leitung Führung und damit Übernahme von Verantwortung, klare Aussagen und den Willen, diesen - auch gegenüber Rom - zur Durchsetzung zu verhelfen. Was den Missbrauchsskandal als Auslöser des Synodalen Weges betrifft, hat die Öffentlichkeit zu Recht den Anspruch auf Klarheit, was passiert ist, wie damit umgegangen wird und wie es in Zukunft verhindert werden kann. Bezüglich der Aufarbeitung sind viele einzelne Punkte positiv hervorzuheben. Darunter die sogenannte MHG-Studie, viele persönliche Gespräche von Bischöfen mit Opfern oder die intensive Präventionsarbeit, etwa durch Schulungen.
Eine Leerstelle ist weiterhin die Frage nach Entschädigungen und personellen Konsequenzen auf der Leitungsebene, wo Missbrauch vertuscht wurde. Diese Fragen löst man nicht auf einem 'synodalen Weg' und 'Nein' ist auch keine Antwort. Hinter dem Missbrauch stehen strukturelle Fragen: das Zölibat, der Umgang mit Homosexualität und die Sexualmoral, die Missachtung rechtsstaatlicher Autorität, die Diskriminierung von Frauen. Die Sorge um die weltweite Einheit der Kirche darf kein Grund sein, diesen Fragen aus dem Weg zu gehen. Es ist gut, dass dazu nun Arbeitsgruppen eingerichtet werden. Entscheidend sind aber Ergebnisse und konkrete Veränderung."
Stefan Ruppert, religionspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion
"Viele Christen setzen aktuell große Hoffnungen in diesen Prozess. Auch wenn es sich um eine innere Angelegenheit der katholischen Kirche handelt, so wäre es doch für eine moderne deutsche Gesellschaft wünschenswert, dass er zum Ziel führt. Denn zu oft schon sind die Hoffnungen katholischer Christen auf mehr Teilhabe, gerade auch für Frauen, enttäuscht worden."
Bettina Jarasch, Mitglied der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus und Sprecherin für Religionspolitik
"Zentral für mich ist, dass die Kleriker der katholischen Kirche verstehen, dass es an der Zeit ist, Macht zu teilen und abzugeben. Auch der Ausschluss der Frauen von Weiheämtern ist eine solche Machtfrage, genauso wie das Verhältnis von Laien und Klerikern insgesamt. Ich erwarte, dass es am Ende verbindliche Beschlüsse gibt. Und das bedeutet, dass die Bischöfe alles, was in ihrer eigenen Entscheidungsbefugnis liegt, in ihren Bistümern umsetzen - und im Vatikan konsequent zu dem stehen und das vertreten, was der Synodale Weg beschließt, was aber nur im Vatikan entschieden werden kann."