Keine Messe für Sea-Watch-Kapitänin Rackete

Nach Intervention eines Lega-Politikers

Ursprünglich war ein Gottesdienst für die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete und "alle mutigen Frauen und Männer ..." am Ende der Woche geplant. Jetzt sorgen Kritik und Protest dafür, dass ihn der Priester in Norditalien abgesagt hat.

Kirchenbänke / © Elena Dijour (shutterstock)

Ein Priester im norditalienischen Pieve Porto Morone hat eine geplante Messe für die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete nach Protesten abgesagt.

Der im Pfarrblatt für Freitag angekündigte Gottesdienst "für Carola Rackete und alle mutigen Frauen und Männer, die das Gesetz Gottes über das Gesetz der Menschen stellen", hatte eine lebhaft geteilte Kritik des lombardischen Senators Gian Marco Centinaio (Lega) auf Facebook auf sich gezogen.

Wie die Zeitung "Corriere della Sera" am Dienstag meldete, verzichtete der 43 Jahre alte Pfarrvikar Roberto Beretta nach Rücksprache mit seinem Bischof auf die Initiative.

Kirche vs. Lega-Partei

Pfarrvikar Roberto Beretta sagte am Dienstag auf Anfrage, er sehe seine Initiative in Linie mit der Lehre von Papst Franziskus. Beretta verwies unter anderem auf den jüngsten Besuch des Papstes in Neapel, bei dem das Katholikenoberhaupt die Kirche und die Zivilgesellschaft zur "Weggemeinschaft mit den zahllosen Schiffbrüchigen" aufrief.

In einem Gespräch mit Pavias Bischof Corrado Sanguineti sei man jedoch übereingekommen, auf die Messe für Rackete zu verzichten, sagte der 43-Jährige.

Der Lega-Politiker Centinaio, der aus Pavia stammt, hatte dem Priester geraten, "ein bisschen mehr an seine Pfarreimitglieder zu denken, statt so eine Farce zu veranstalten". – Bei den Europa-Wahlen im Mai stimmten in dem 2.700-Einwohner-Ort Pieve Porto Morone knapp 60 Prozent für die rechte Lega.

Festnahme nach Seenotrettung

Rackete war festgenommen worden, nachdem sie das Rettungsschiff "Sea-Watch 3" mit 40 Migranten an Bord unerlaubt nach Italien gefahren hatte. Nach drei Tagen hatte ein Ermittlungsrichter den Hausarrest für Rackete aufgehoben. Aus dessen Erklärung gehe hervor, "dass das Recht auf der Seite der Kommandantin war", erklärten Racketes Anwälte.

Durch Bezugnahme auf internationale Normen habe der Richter gezeigt, dass die von Innenminister Matteo Salvini angeordnete Schließung der Häfen und das Anlegeverbot illegitim gewesen seien - Entscheidungen, die nach Ansicht der Anwälte aus "propagandistischen Gründen" getroffen wurden.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiterhin wegen Beihilfe zur illegalen Migration gegen Rackete.


"Sea-Watch 3" - Kapitänin Carola Rackete  / © Till M. Egen (dpa)
"Sea-Watch 3" - Kapitänin Carola Rackete / © Till M. Egen ( dpa )

Eine Demonstrantin hält ein Schild mit der Aufschrift "#Free Carola" in der Hand / © Federico Gambarini (dpa)
Eine Demonstrantin hält ein Schild mit der Aufschrift "#Free Carola" in der Hand / © Federico Gambarini ( dpa )
Quelle:
KNA , dpa
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