Sie ist nun die neue Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin und Brüssel und folgt auf Martin Dutzmann, der im Sommer in den Ruhestand trat.
"Diplomatin bin ich und will ich sein und sind wir alle in Berlin und Brüssel", sagte Prälatin Gidion in ihrer Predigt. "Die besten Gesetze und Verordnungen helfen nicht, wenn sie nicht im Geist der Präambel des Grundgesetzes gelebt und umgesetzt werden."
Dort wird zur Übernahme von Verantwortung vor Gott und den Menschen aufgerufen. "Es geht nicht darum, die möglichst christlichste Position durchzudrücken, sondern deutlich zu machen, was unsere Haltung ist, und für welches System sie relevant ist", sagte Gidion. Teil ihrer Aufgabe sei es, immer wieder zu fragen: "Was hält zusammen, mit Gott und miteinander?"
Umfangreiche Aufgaben
Die Ratsvorsitzende der EKD, Präses Annette Kurschus, definierte in ihrer Einführungsansprache das Amt der Bevollmächtigten: "Diplomatin der Evangelischen Kirche im Berliner Regierungsviertel und in Brüssel, Seelsorgerin für Abgeordnete und Regierungsmitglieder, Verkündigerin des Wortes Gottes im säkularen Feld von politischen und gesellschaftlichen Diskursen, Botschafterin von hier nach da und von da nach hier, Impulsgeberin für Entscheidungsfindungen in ethischen Fragen, dann und wann wohl auch Beraterin des Rates", das alles gehöre zu den Aufgaben Gidions.
"Sie werden neben viel Zustimmung, Unterstützung und Vertrauen auch Kritik und Widerspruch erfahren", sagte Kurschus. "Die einen jubeln Sie hoch, andere haben dauernd etwas auszusetzen."
Prälat Jüsten würdigt Zusammenarbeit
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hob in einem Grußwort hervor, dass der christliche Glaube vielen Menschen heute wieder neue Kraft gebe. "Auch der bekennend säkulare Teil der Gesellschaft darf nicht unterschätzen, wie sehr die jüdisch-christlichen Werte immer noch unsere Gesellschaft prägen." Gidion fordert er auf, Standhaftigkeit zu bewahren und hörbar zu bleiben. "Wir brauchen nicht nur seelische Wärme, wir brauchen Ihre Kraft und kritische Stimme."
Der Leiter des Katholischen Büros, Prälat Karl Jüsten, würdigte die Zusammenarbeit beider großen Kirchen im politischen Berlin. "Wenn wir Kirchen mit verschiedenen Stimmen sprechen, verlieren wir an Kraft, an Strahlkraft und Anerkennung", sagte Jüsten. Er sei froh, dass die Kirchen in wesentlichen Dingen einer Meinung seien. Seine Sorge gelte den Menschen, die ihren Gürtel heute nicht mehr enger schnallen könnten. Aufgabe der Kirchen sei es, solidarisch an ihrer Seite zu stehen.