Neue Hinweise auf baldige Gänswein-Rückkehr nach Deutschland

"Bevor Sie ins Ausland gehen..."

Der frühere Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, hat als Zeuge in einem Finanzprozess im Vatikan ausgesagt. Dabei verdichteten sich Hinweise, dass er in sein Heimatbistum Freiburg zurückkehren könnte.

Erzbischof Georg Gänswein / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof Georg Gänswein / © Harald Oppitz ( KNA )

"Bevor Sie ins Ausland gehen, nach Deutschland, wollen wir nun Ihre Aussage hören", sagte der Vorsitzende Richter Giuseppe Pignatone bei der Verhandlung am Montagabend zu Gänswein, wie die italienische Tageszeitung "Il Messaggero" berichtet.

Bestätigung fehlt noch

Anfang Juni hatte die "Welt" unter Berufung auf "mehrere hochrangige Kirchenquellen" gemeldet, Papst Franziskus habe Gänswein angewiesen, bis 1. Juli als Privatmann ins Erzbistum Freiburg zurückzukehren.

Eine Bestätigung der Erzdiözese oder des Vatikans gibt es bislang nicht.

Blick auf den Petersplatz in Rom. / © Sergiu Leustean (shutterstock)
Blick auf den Petersplatz in Rom. / © Sergiu Leustean ( shutterstock )

In dem Prozess im Vatikan geht es um mutmaßliche Veruntreuung, Geldwäsche und Betrug rund um den Päpstlichen Chor der Sixtinischen Kapelle. Angeklagt sind der frühere musikalische Leiter, Massimo Palombella, sowie der Ex-Finanzdirektor des Chors und dessen Ehefrau.

Palombella war im Juli 2019 von seinem Amt zurückgetreten, nachdem finanzielle Unregelmäßigkeiten aufgefallen waren. Zudem gab es Beschwerden über einen unangemessenen Führungsstil.

Als Präfekt des Päpstlichen Hauses auch für Chor zuständig

Gänswein war in seiner Funktion als Präfekt des Päpstlichen Hauses auch für den Chor zuständig. Ab Frühjahr 2018 habe er Zweifel an der Aufrichtigkeit der Angeklagten gehabt und sich daher an die Finanzaufsichtsbehörde des Vatikans gewandt, sagte er vor Gericht. Insgesamt habe der Chor aber "mit maximaler Unabhängigkeit" agiert.

Kurienerzbischof Georg Gänswein (l.) und Papst Franziskus (Archivbild) / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Kurienerzbischof Georg Gänswein (l.) und Papst Franziskus (Archivbild) / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Zwei oder drei Mal seien Schecks eines deutschen Musiklabels für Klassikaufnahmen im Päpstlichen Haus angekommen. Diese hätten sich an den Papst gerichtet. Er selbst habe nie die Einkünfte des Chores gesehen, der im In- und Ausland tourt. Die Einnahmen seien vonseiten des Päpstlichen Hauses nicht kontrolliert worden.

Als Privatsekretär hatte der heute 66-jährige Gänswein dem an Silvester verstorbenen Benedikt XVI. jahrelang gedient. In seinem Erinnerungsbuch über diese Zeit schildert er die gute Zusammenarbeit, aber auch vereinzelte Spannungen zwischen Benedikt und dessen Nachfolger Franziskus. Der aktuelle Papst empfing Gänswein zuletzt am 19. Mai in einer Privataudienz. Laut "Welt" wies er ihn bei diesem Treffen an, bis 1. Juli ins Erzbistum Freiburg zurückzukehren.

Gänswein-Buch sorgt für Schlagzeilen

Auszüge aus einem Buch von Erzbischof Gänswein haben in italienischen Zeitungen für Schlagzeilen gesorgt. Die römische Tageszeitung "Il Messaggero" berichtete unter der Überschrift "Am Tag der Beerdigung ein Angriff von Georg gegen Bergoglio", dass Gänswein sich in dem Buch nachträglich über seine Beurlaubung durch Papst Franziskus beklage.

Erzbischof Georg Gänswein / © Paul Haring (KNA)
Erzbischof Georg Gänswein / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA