Neue Osnabrücker Dombaumeisterin tritt ihren Traumjob an

"Eine der größten Sehenswürdigkeiten in Osnabrück"

Zum 1. Mai hat Sara Pohlmann eine besondere Verantwortung. Sie ist für das wohl prominenteste Gebäude Osnabrücks verantwortlich. Die neue Dombaumeisterin erzählt über ihre künftige Aufgabe und was sie dabei bewerkstelligen muss.

Autor/in:
Elena Hong
Sara Pohlmann, Dombaumeisterin in Osnabrück (Bistum Osnabrück)

DOMRADIO.DE: Wie groß ist bei Ihnen die Freude, dass sie nun Dombaumeisterin sind?

Sara Pohlmann (Architektin und Osnabrücker Dombaumeisterin): Ich freue mich sehr, dass das geklappt hat. Ich bin schon lange Jahre im Bistum Osnabrück in der Bauabteilung tätig. Nun freue ich mich besonders, dass ich mich um dieses doch wichtigste Bauwerk im Bistum kümmern darf. Nebenbei darf ich noch das Amt der Diözesanbauministerin und die Leitung unseres Baureferats übernehmen.

DOMRADIO.DE: Eigentlich sind Sie von Berufswegen her Architektin. Was genau werden Sie denn als Dombaumeisterin machen?

Pohlmann: Da geht es im Wesentlichen um den Erhalt und denkmalgerechten Umgang mit dem Gebäude Dom und dem, was da noch so mit dranhängt – so wie wir das auch ansonsten im Bistum oft bei den historischen Kirchen mit Denkmalpflege und besonders alten Handwerkstechniken zu tun haben.

Sara Pohlmann (Architektin und Osnabrücker Dombaumeisterin)

"Es geht im Wesentlichen um den Erhalt und denkmalgerechten Umgang mit dem Gebäude Dom."

Es wird darum gehen, technische Fragen zu klären. Der Dom ist ja nicht nur Liturgiefeier-Raum, sondern oft auch Raum für Veranstaltungen. Und er ist eine der größten Sehenswürdigkeiten in Osnabrück.

DOMRADIO.DE: Es gab einige Schlagzeilen, dass es erstmals eine Frau als Dombaumeisterin in Osnabrück gibt. Sollte das Geschlecht da überhaupt eine Rolle spielen? Wie sehen Sie das?

Osnabrücker Dom / © Tobias Arhelger (shutterstock)

Pohlmann: Ich finde das nicht so wichtig. Ich muss das auch relativieren. Die erste Dombaumeisterin in Deutschland hatte ja das Erzbistum Köln. Da sind wir schon, glaube ich, heute ein ganzes Stück weiter. Es gibt schon in einigen Bistümern Frauen in dieser Position.

Für Osnabrück ist es das erste Mal, dass ich den männlichen Kollegen nachfolge. Aber ich glaube, ein Stück weit sind wir auch über diese Diskussion schon hinaus. In meiner Anfangszeit als Architektin ist mir das auf den Baustellen noch manchmal begegnet, dass man da als Frau vielleicht eine Besonderheit war. Das hat sich heute normalisiert. Es ist nicht mehr der Fall. So finde ich es auch gut und richtig.

Wir haben im Bistum Osnabrück schon viele Frauen in Führungspositionen, sodass auch das, denke ich, nichts Besonderes mehr ist.

DOMRADIO.DE: Was macht sakrale Kirchengebäude denn so interessant für Sie?

Pohlmann: Das ist einmal eine ganz besondere Aufgabe, eine ganz besondere Atmosphäre, auch für viele Architekten. Die Frage stellt sich: Wie baue ich eigentlich einen Raum, einen spirituellen Ort? Wie schaffe ich es, dass ein Raum als besonders, als heilig empfunden wird? Das ist einmal diese ganz besondere Bauaufgabe.

Man hat auch mit vielen besonderen Fragen zu tun, beispielsweise im Umgang mit Orgeln, mit Glocken, die einem sonst vielleicht nicht so im Alltäglichen begegnen.

Sara Pohlmann (Architektin und Osnabrücker Dombaumeisterin)

"Wie baue ich eigentlich einen Raum, einen spirituellen Ort? Das ist eine ganz besondere Bauaufgabe."

Vor allem hat man mit vielen interessanten Menschen zu tun, auch mit vielen ganz engagierten Ehrenamtlichen in den Kirchengemeinden, was die Arbeit auch so bereichernd macht.

DOMRADIO.DE: Kann man sagen, es ist eine Traumstelle für Sie?

Pohlmann: Ja, das ist wohl so. Es ist etwas anderes als vielleicht der tägliche Architekten-Job sonst. Man ist nicht in der Begleitung jeder Baumaßnahme so eng oder plant die Gebäude selber, hat oft mehr eine Steuerungsfunktion. Aber man ist doch bei der Entwicklung vom ersten Gedanken bis zur Einweihung dabei.

DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielen denn aktuelle Themen, zum Beispiel Nachhaltigkeit oder Zukunftsfähigkeit bei dieser Arbeit?

Pohlmann: Das spielt natürlich auch in unserem Bistum momentan eine große Rolle und wird uns ganz entscheidend in den nächsten Jahren beschäftigen. Wir haben auch hier im Bistum Osnabrück wie in vielen anderen Bistümern ein Gebäude-Strategieprozess in Gang gesetzt, um in der Fläche zu schauen, welche Gebäude wir in der Zukunft brauchen.

Sara Pohlmann (Architektin und Osnabrücker Dombaumeisterin)

"Kirchen oder kirchliche Gebäude sind oft wichtige Orte sozialer Infrastruktur, auch gerade in ländlichen Bereichen."

Wir wissen alle, dass die Kirchen-Besucherzahlen zurückgehen. Aber dennoch sind Kirchen oder kirchliche Gebäude oft wichtige Orte sozialer Infrastruktur, auch gerade in ländlichen Bereichen. Da muss man gucken, wie man sich gut aufstellen kann und man sich vielleicht von Gebäuden trennen muss, vielleicht auch, weil sie sich energetisch gar nicht so in die Zukunft bringen lassen. Das spielt jetzt natürlich stark mit rein. Wie kommen wir in Richtung Klimaneutralität?

Das sind einfach wichtige oder strategische Prozesse, die wir jetzt in die Wege leiten und wo ich auch wirklich gespannt bin oder mich darauf freue, diese mit begleiten zu können.

Das Interview führte Elena Hong.

Neue Dombaumeisterin in Osnabrück

Sara Pohlmann (48), Architektin, ist neue Dombaumeisterin des Bistums Osnabrück. Das Domkapitel hat sie zur
Nachfolgerin von Ralf Schlüter berufen, der in Ruhestand geht, wie die Diözese am Donnerstag mitteilte. Gleichzeitig werde Pohlmann auch Diözesanbaumeisterin. Beide Ämter tritt die gebürtige Osnabrückerin am 1. Mai an.

Osnabrücker Dom von oben / © Yannic Niedenzu (shutterstock)
Osnabrücker Dom von oben / © Yannic Niedenzu ( shutterstock )

 

Quelle:
DR