DOMRADIO.DE: Am 19. März hat in Augsburg die 256. Mitgliederversammlung stattgefunden, seitdem gibt es einen neuen ACK-Vorstand. Mit der Apostolischen Gemeinschaft wurde zudem eine neue Mitgliedskirche aufgenommen. Wer ist die Apostolische Gemeinschaft?
Reverend Christopher Easthill (Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, ACK): Die Apostolische Gemeinschaft ist eine kleinere Kirche, sie hat bundesweit verteilt über 42 Gemeinden etwa 3.000 Mitglieder. Wie der Name sagt, kommt sie aus der apostolischen Bewegung, wie auch die viel größere Neuapostolische Kirche.
Sie hat sich aber davon abgespalten, sich in eine freikirchliche Bewegung entwickelt und ist bereits seit zehn Jahren bei uns Gastmitglied. Wir kennen sie sehr gut. Das war übrigens meine erste Amtshandlung. Eine sehr schöne erste Amtshandlung, eine neue Kirche als Vollmitglied aufzunehmen.
DOMRADIO.DE: Wie ist ihr Eindruck, welchen Status hat die Ökumene in Deutschland 2025?
Easthill: Die Zusammenarbeit in der ACK läuft sehr gut. Es ist sehr bunt, sehr vielfältig – sehr verschiedene Kirchen, die gern miteinander zusammenarbeiten und gern voneinander lernen. Wenn ich die bundesweite ökumenische Landschaft anschaue, sehe ich, dass viele Kirchen – nicht nur die beiden Großkirchen, auch mittlere Kirchen – viel mit Reform- und Strukturprozessen beschäftigt sind.
Da müssen wir aufpassen, einerseits die Kirchen für sich, und andererseits wir, mit einer nicht mahnenden, aber erinnernden Botschaft von draußen, dass die Ökumene dabei nicht vergessen wird und man sich nicht nur auf sich fokussiert. Die Ökumene kann in diesen Zeiten hilfreich sein. Sie kann auch eine Lösung für manche Themen sein, die wir haben.
DOMRADIO.DE: Mit Ihnen als neuem Vorsitzenden hat die ACK einen Delegierten der Anglikanischen Kirche zum Chef an der Spitze von rund 50 Millionen Christinnen und Christen in Deutschland. Was haben sie sich für ihre Amtszeit vorgenommen?
Easthill: Ich werde einiges an Ideen und Konzepten fortsetzen, die Constantin Miron eingeführt hat. Ich bin schon sechs Jahre mit ihm gemeinsam im Vorstand. Davor waren wir drei Jahre lang Kollegen unter Bischof Wiesemann. Vieles haben wir diskutiert, vieles gemeinsam entwickelt.

Die multilaterale Arbeit bedeutet, immer daran zu erinnern, dass die hierzulande kleinen Kirchen besondere Schätze haben. Wir sind hier in Deutschland klein und nehmen eine Minderheitsposition ein, haben aber eine besondere Erfahrung und bringen vieles aus unseren Kulturen und Heimatländern mit.
DOMRADIO.DE: Von den beiden großen Kirchen in Deutschland, der evangelischen und katholischen Kirche, haben wir diese Woche gehört, wie viele Menschen ausgetreten sind, wie viele Mitglieder schwinden. Mit welchem Gefühl sehen Sie das aus einer sehr kleinen Glaubensgemeinschaft in Deutschland als Anglikaner?
Easthill: Wir sind eine Diaspora-Kirche. Was die Mitglieder zu uns bringt, ist unsere Liturgie, unsere Sprache und auch eine Einstellung des Willkommens, die wir pflegen. Das sind auch Themen bei den großen Kirchen: Nicht zu unterstellen, dass jeder, der in die Kirche kommt, diese Kirche kennt. Offen für Neues sein, Leute aktiv einladen – das sind Dinge, die wir tun müssen, um zu überleben. Da können auch die großen Kirchen gerne mitmachen.
Außerdem bringe ich als Anglikaner etwas Verbindendes mit. Wir verstehen uns als eine Brücke zwischen verschiedenen Traditionen, gerade aus unserer speziellen Geschichte seit der Reformation. Das ist hilfreich, wenn es darum geht, mit vielen Kirchen zusammenzuarbeiten, und es ist hilfreich in der jetzigen Situation.
Das Interview führte Katharina Geiger.