"Wir haben als Institution versagt und sind schuldig geworden. Jetzt müssen wir Konsequenzen ziehen", schreibt er in einem Gastbeitrag in der "Zeit" (Donnerstag). "Sexualisierte Gewalt und verschleppte Aufklärung dürfen sich bei uns nicht mehr ereignen."
Unabhängige Forscher hatten vergangene Woche die erste bundesweite Missbrauchsstudie für die evangelische Kirche und die Diakonie vorgestellt. Demnach fanden sich Hinweise auf 2.225 Betroffene und 1.259 Beschuldigte in kirchlichen Akten für die Jahre 1946 bis 2020.
Schuch will mehr Quellen und Akten erschließen
Weil die Landeskirchen nicht alle von den Forschern ausgewählte Akten auswerteten, gehen sie jedoch von weit höheren Zahlen sowie zusätzlich von einem großen Dunkelfeld aus. Zudem stellten die Wissenschaftler Kirche und Diakonie im Umgang mit Missbrauchsfällen ein schlechtes Zeugnis aus.
"Wir müssen Quellen und Akten erschließen, die noch nicht in die Studie eingegangen sind", so Schuch. EKD und Diakonie würden weiter mit der Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung zusammenarbeiten. "Das angekündigte Aufarbeitungsgesetz unterstützen wir und drängen auf einen schnellen Gesetzgebungsgang."
"Eigene Kultur hinterfragen"
Ferner brauche es eine bessere Dokumentation und Erfassung von Fällen, die schonungslose Anzeige von Straftaten und einen konsequent respektvollen Umgang mit Betroffenen. Der 55-jährige Pfarrer schreibt weiter: "Wir Protestanten sehen uns gern als 'Kirche der Aufklärung'. Nun müssen wir uns selbst aufklären und unsere Kultur hinterfragen."
Schuch ist seit dem 1. Januar Präsident der Diakonie Deutschland. Der evangelische Wohlfahrtsverband hat mehr als 1,3 Millionen haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter.