Neuer Erzbischof Gössl ist noch auf einem "Lernweg"

Nicht hinter Beschlüssen verstecken

Am vergangenen Samstag hat der Papst den Nachfolger für Ludwig Schick auf dem Bamberger Bischofsstuhl ernannt. In einem Interview lässt der Neue durchblicken, wie er zu heiß diskutierten Reformen in der Kirche steht.

Künftiger Erzbischof Herwig Gössl (KNA)
Künftiger Erzbischof Herwig Gössl / ( KNA )

Sechs Tage nach seiner Ernennung sieht sich der künftige Bamberger Erzbischof Herwig Gössl zu einer Regierungserklärung noch nicht imstande.

Was etwa den Wunsch von Papst Franziskus nach mehr Synodalität in der Kirche betreffe, sei er "selbst noch auf einem Lernweg", bekannte der 56-Jährige in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit dem Portal katholisch.de.

"Für mich bedeutet Synodalität, aufeinander zu hören, einander ernst zu nehmen und zu versuchen, dadurch einen gemeinsamen Weg als Kirche zu finden." 

Das habe er auch als Weihbischof beim Dialogprojekt Synodaler Weg in Deutschland erleben dürfen. "Natürlich haben wir uns auch gestritten, aber immer in einer konstruktiven Weise. So stelle ich mir Synodalität vor.

Wir Bischöfe werden aber nicht darum herumkommen, die Entscheidungen am Ende zu treffen. Man kann sich nicht hinter synodalen Beschlüssen verstecken, nach dem Motto: Ich wollte das ja eigentlich gar nicht, aber die Mehrheit hat anders entschieden. Diese Ambivalenz zwischen der hierarchischen und der synodalen Struktur der Kirche wird bestehen bleiben."

Konstruktives Kirche gestalten

Zusätzliche Gremien braucht es nach Gössls Einschätzung in der Kirche dafür nicht. "Wir müssen eher schauen, wie wir mit den bestehenden Gremien gut weiterarbeiten können." Das gelte auch für die Ortsebene. "Natürlich wird ein Pfarrer manchmal nicht so handeln können, wie es der Pfarrgemeinderat möchte. Aber wenn er andauernd anders als das Gremium entscheidet, wird er damit nicht glücklich werden."

Zu beim Synodalen Weg beschlossenen Reformen, etwa Segnungsfeiern für homosexuelle Paare, äußerte sich Gössl abwartend. Er könne sich das erst vorstellen, "wenn die Lehre der Kirche sich dahingehend weiterentwickelt, dass im Zusammenhang mit Homosexualität nicht mehr von schwerer Sünde die Rede ist. Ich weiß, dass bei diesem Thema noch dicke Bretter gebohrt werden müssen, aber ich merke auch, dass da wirklich etwas in der Kirche in Bewegung ist."

Der Weihbischof sagte, er wolle nicht ausschließen, "dass es irgendeine Form von Segnungsfeiern in der Zukunft geben wird, aber im Moment sehe ich das für unser Erzbistum noch nicht". Auch in der Deutschen Bischofskonferenz sei bei diesem Thema noch nicht klar, wohin es gehe.

Erzbistum Bamberg

Blick auf die Bamberger Altstadt / © saiko3p (shutterstock)
Blick auf die Bamberger Altstadt / © saiko3p ( shutterstock )

Das Bistum Bamberg wurde auf die Initiative von König Heinrich II. hin bei der Reichssynode in Frankfurt gegründet. Erster Bischof von Bamberg war Eberhard I., der dieses Amt von 1007 bis 1040 innehatte. Mit dem Bistum Bamberg ins Leben gerufen wurde das Domkapitel, das den heiligen Georg als Patron wählte.

Beim 4. Laterankonzil 1215 erlangte das Domkapitel das alleinige Bischofswahlrecht und beanspruchte die Mitregierung des Hochstifts und der Diözese.

Quelle:
KNA