Neues Buch zu Missbrauch im Bistum Trier veröffentlicht

55 Fallskizzen

Ein neues Buch thematisiert sexuellen Missbrauch und sexualisierte Gewalt durch Geistliche im Bistum Trier. Die Sammlung versteht sich als Bilanz der Arbeit von Missbit der letzten zehn Jahre und skizziert 55 konkrete Fallbeispiele.

Demonstration des Vereins "Missbrauchsopfer im Bistum Trier" (Missbit) am 16. Dezember 2021 vor dem Dom in Trier / © Anna Fries (KNA)
Demonstration des Vereins "Missbrauchsopfer im Bistum Trier" (Missbit) am 16. Dezember 2021 vor dem Dom in Trier / © Anna Fries ( KNA )

Herausgeber ist der Vorsitzende des Vereins "Missbrauchsopfer und Betroffene im Bistum Trier" (Missbit), Thomas Schnitzler.

Schnitzler schreibt, es handele sich um eine "Zusammenstellung der Fälle sexuell übergriffiger, nötigender oder Kinder und Jugendliche missbrauchender Kleriker". Diese erlaube eine "erste Einschätzung der Situation im Bistum Trier und im Besonderen der Situation zur Zeit der Verantwortung von Bischof Stein".

Bischof Stein im Fokus

Neben den Fallskizzen widmet sich ein Schwerpunkt dem früheren Trierer Bischof Bernhard Stein (1904-1993). Er steht im Verdacht, in seiner Amtszeit von 1967 bis 1980 Missbrauch durch Priester im Bistum vertuscht zu haben. Die meisten der im Buch betrachteten Fälle sollen sich zwischen den 1960er und 1980er Jahren und damit in Steins Amtszeit ereignet haben.

Bischof Bernhard Stein im Jahr 1972 / © N.N. (KNA)
Bischof Bernhard Stein im Jahr 1972 / © N.N. ( KNA )

Zusätzlich umfasst der Band eine Stellungnahme des Kriminologen Christian Pfeiffer, eine Einschätzung zu Missbrauchsfolgen der Psychologin Veronika Verbeek und einen Beitrag der Pastoralreferentin und Missbit-Sprecherin Jutta Lehnert zur Solidarität mit Betroffenen.

Der Band "Geschädigte durch Kindesmissbrauch und sexuelle Gewalt im Bistum Trier - Verantwortlichkeiten und Perspektiven" hat 130 Seiten und ist in einer ersten Auflage von 150 Exemplaren im Trierer Verlag "Op gen Beek" erschienen.

Eine der größten Betroffeneninitiativen in Deutschland

Missbit ist mit rund 50 Mitgliedern eigenen Angaben zufolge eine der größten Betroffeneninitiativen in Deutschland. Mitglieder sind hauptsächlich Betroffene sexualisierter Gewalt in der Kirche, aber auch Unterstützer oder Partner von Betroffenen.

Ein Missbit-Mitglied gehört dem Betroffenenbeirat im Bistum an. Der Verein setzt sich unter anderem für eine unabhängige Missbrauchsstudie im Bistum Trier und eine Umbenennung des Bischof-Stein-Platzes in der Innenstadt ein.

Blick auf den Trierer Dom / © Ruslan Kalnitsky (shutterstock)
Blick auf den Trierer Dom / © Ruslan Kalnitsky ( shutterstock )

Vor zwei Jahren hatte Schnitzler Vorwürfe gegen Stein zu Vertuschung und Täterschutz veröffentlicht und damit eine Debatte ausgelöst.

Seit Sommer 2021 befasst sich eine vom Bistum eingesetzte unabhängige Kommission damit, Missbrauch in der Diözese aufzuarbeiten. Im Herbst will sie erste Ergebnisse vorstellen, unter anderem zur Amtszeit von Bischof Stein.

Bistum Trier

Liebfrauenkirche und Trierer Dom / © Julia Steinbrecht (KNA)
Liebfrauenkirche und Trierer Dom / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das Bistum Trier ist das älteste in Deutschland. Es erstreckt sich über eine Fläche von 12.870 Quadratkilometern. Im Bistum Trier, das Grenzen zu Frankreich, Luxemburg und Belgien hat, leben etwa 2,5 Millionen Menschen. Als erster Bischof von Trier gilt der heilige Eucharius im dritten Jahrhundert. Das spätere Erzbistum, dessen Oberhirten seit 1198 auch Kurfürsten waren, war eines der wichtigsten im alten Reich. 

Quelle:
KNA