Im Buch eines italienischen Journalisten über Exorzismus, das an diesem Dienstag veröffentlicht wird, ist nun ein kurzes Interview mit dem Papst zum Thema Teufel enthalten. Darin betont Franziskus, er versuche dem Herrn zu folgen und das zu tun, was im Evangelium stehe; dabei sei er sich bewusst, dass das den Teufel ärgere. "Gleichzeitig ist er sicher zufrieden, wenn ich irgendeine Sünde begehe. Er ist darauf aus, dass der Mensch scheitert, aber wenn es Gebet gibt, kann er sich keinerlei Hoffnung machen."
Besessenheit und Anfechtungen
In seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires (bis 2013) seien mehrfach Leute zu ihm gekommen, "die gesagt haben, sie seien vom Teufel besessen". Er habe sie jedes Mal zu zwei Exorzisten-Priestern weitergeschickt; einer davon – ein aus Kroatien stammender Jesuit – sei sein Beichtvater gewesen. "Beide haben mir hinterher gesagt, dass von diesen Personen nur zwei oder drei wirklich Opfer von teuflischer Besessenheit gewesen seien." Die anderen hätten unter Anfechtungen durch den Teufel gelitten, "aber sie hatten ihn nicht im Körper".
In seinen zehn Amtsjahren als Papst habe er noch nie einen Exorzismus durchgeführt, erklärte Franziskus weiter. "Sollte der Fall eintreten, würde ich einen guten Exorzisten um Hilfe bitten, wie ich es schon als Erzbischof getan habe." Der Papst zeigte sich überzeugt, dass der Teufel auch hochrangige Kirchenleute ins Visier nehme. "Sicherlich versucht der Teufel, alle anzugreifen, ohne Unterschied, und er versucht, besonders diejenigen zu treffen, die in der Kirche oder in der Gesellschaft die größte Verantwortung tragen."
"Auch der Papst wird vom Bösen angegriffen"
Selbst Jesus sei vom Teufel versucht worden, und der hl. Petrus ebenfalls. "So wird auch der Papst vom Bösen angegriffen. Wir sind Menschen und er versucht immer, uns anzugreifen. Es ist schmerzhaft, aber angesichts des Gebets hat er keine Hoffnung!"
Es sei wahr, fuhr Franziskus unter Bezugnahme auf ein bekanntes Zitat seines Vorgängers Paul VI.‘ fort, dass der Teufel auch in die Kirche eindringen könne, "um Zwietracht zu säen und die einen gegen die anderen aufzubringen". Spaltungen und Angriffe seien "immer das Werk des Teufels". Franziskus wörtlich: "Er versucht immer, sich einzuschleichen, um das Herz und den Verstand des Menschen zu verderben. Die einzige Rettung besteht darin, dem von Christus aufgezeigten Weg zu folgen."
Auf die Frage, ob man Angst vor dem Teufel haben sollte, antwortete Franziskus unter Verweis auf Worte Jesu im Lukasevangelium, es gebe "einige sehr gefährliche Teufel". "Die Seele, die nicht darauf achtet, ihr Gewissen zu prüfen, bemerkt sie nicht. Oder sie lässt sie aus geistiger Lauheit herein. Diese sind schrecklich, denn sie töten dich. Das ist die hässlichste Besessenheit."
Die "geistliche Weltlichkeit", die Franziskus häufig kritisiert, verdecke all diese Dinge, so der Papst. "Es gibt kein Entkommen: der Teufel zerstört entweder auf direkte Weise mit Kriegen und Ungerechtigkeit, oder er tut es höflich, auf eine sehr diplomatische Weise, wie Jesus sagt. Es braucht die Gabe der Unterscheidung."
"Das Böse ist nicht etwas rein Gedankliches"
Franziskus gehört dem Jesuitenorden an. Dessen Gründer, der hl. Ignatius von Loyola (1491-1556), warnt in seinem Grundlagenwerk "Geistliche Übungen" beredt vor den Fallstricken des Teufels. Der "Katechismus der Katholischen Kirche" sagt in der Auslegung der Vaterunser-Bitte "Sondern erlöse uns von dem Bösen": "In dieser Bitte ist das Böse nicht etwas rein Gedankliches, sondern bezeichnet eine Person, Satan, den Bösen…" (Nr. 2851)
Der heilige Papst Paul VI. erklärte 1972, das Böse sei "eine wirkende Macht, ein lebendiges, geistliches Wesen, verderbt und verderbend, eine schreckliche Realität… Wer die Existenz dieser Realität bestreitet, stellt sich außerhalb der biblischen und kirchlichen Lehre." (Generalaudienz, 15.11.1972)
Der unlängst verstorbene Papst Benedikt XVI. brachte das Bekanntwerden von Missbrauchsskandalen im "Jahr der Priester" 2010 mit dem "bösen Feind" in Verbindung (Predigt, 11.6.2010). "Es war zu erwarten, dass dem bösen Feind dieses neue Leuchten des Priestertums nicht gefallen würde, das er lieber aussterben sehen möchte, damit letztlich Gott aus der Welt hinausgedrängt wird."