Das schreibt Overbeck in seiner Neujahrspredigt, die das Bistum Essen am Donnerstag vorab veröffentlichte. "Diese sind nicht nur auf einzelne Priester hin zu erklären und zu verstehen, sondern haben auch Gründe, die mit dem gesamten Leben der Kirche zu tun haben." Overbeck hält seine Predigt am Sonntag im Neujahrsgottesdienst im Essener Dom.
Er selbst frage sich heute, warum er sich bis zum Jahr 2010, als der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche öffentlich wurde, dessen Ausmaß "nicht wirklich" habe vorstellen können, so der Bischof weiter. "Es beschämt mich zutiefst, was unter der Oberfläche des kirchlichen Lebens an Unheil geschah." Vor allem Begegnungen mit Missbrauchsbetroffenen hätten ihm die Augen geöffnet.
Studie soll im Februar veröffentlicht werden
Overbeck verweist auf eine Untersuchung zu sexuellem Missbrauch in seinem Bistum, die im Februar veröffentlicht werden soll. Die Studie des Münchner sozialwissenschaftlichen Instituts für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) werde "vermutlich in aller Schärfe und Deutlichkeit aufzeigen, welchen Entwicklungs- und Veränderungsbedarf es auch in unserem Bistum gibt".
Der Ruhrbischof spricht sich zudem für Reformen aus. Die Kirche dürfe nicht dem Verfall überlassen werden oder in eine "kleine scheinbar rechtgläubige Blase" verschwinden. Gleichzeitig warnt er: "Was manche um jeden Preis verteidigen oder um jeden Preis verändern wollen, das betrifft, wie ich feststelle, oft leider und nicht selten eher die äußere Form des Glaubens." Zwar müsse die Kirche unter anderem geschlechtergerechter werden; neben den Strukturen brauche es aber vor allem mehr Aufmerksamkeit für den spirituellen Kern des Glaubens."Ohne diesen Kern bleibt alles hohl und leer", so der Bischof. "Kirchliche Struktur und spiritueller Kern gehören existenziell zusammen."