"So etwas ist ein wichtiger Beitrag: nicht nur politisch und öffentlich sich gegen jede Form von Antisemitismus zu wenden, sondern auch positiv zu sagen, wir sind froh, dass Juden unter uns leben, und wir wollen auch wahrnehmen, wie sie leben und ihren Glauben feiern", sagte der Bischof am Montag im Interview des Portals "Vatican News".
Dazu solle auch die Plakat-Kampagne "#jüdisch - beziehungsweise - christlich: näher als Du denkst" der katholischen und evangelischen Kirche ab Januar beitragen, so Neymeyr, der in der katholischen Deutschen Bischofskonferenz für die Beziehungen zum Judentum zuständig ist.
Es gehe dabei auch darum, den aktuellen kirchlichen Stand des Verhältnisses zum Judentum zu vermitteln. "Das ist eine Frage der theologischen Ausbildung, dass Pfarrer und Religionslehrerinnen vorbereitet sind, nicht Vorgestriges sagen, sondern auf der Höhe der theologischen Entwicklung predigen und ihren Unterricht gestalten."
Verharmlosung des Antisemitismus
Zu den Ursachen für den gegenwärtig wieder zunehmenden Antisemitismus sagte Neymeyr: "Man wird ja sicher auch unterscheiden müssen zwischen West- und Ostdeutschland. Weil in Ostdeutschland keine Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Holocaust stattgefunden hat."
Es gebe aber auch grundsätzlich eine Haltung, "dass man jetzt lang genug über den Holocaust in Sack und Asche gegangen sei und es jetzt auch mal gut sei. Dann ist es gar nicht weit, von einer Verharmlosung des Antisemitismus und auch des gewalttätigen Antisemitismus weiterzukommen zu einer Gutheißung, dass so etwas geschieht", warnte der Geistliche.
Mit Blick auf die Vergangenheit sagte Neymeyr: "Der Antisemitismus hat christliche Wurzeln. Es gab auch Wegbereiter des Antisemitismus und Holocaust unter Christen, katholischen wie evangelischen." Hier sei es nötig, die Geschichte aufzuarbeiten. Im kommenden Jahr wird das Jubiläum 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland begangen. Grundlage ist eine Urkunde, derzufolge im Jahr 321 mit Sicherheit Juden in Köln gelebt haben.