Sozialbischof Overbeck warnt vor idealisiertem Familienbild

Nicht immer ein Geborgenheitsort

Der katholische Sozialbischof Franz-Josef Overbeck hat vor einem idealisierten Familienbild in der Corona-Krise gewarnt. Angesichts der Herausforderungen der Pandemie hänge die Situation etwa von der ökonomische Situation der Familien ab.

Symbolbild Familie (shutterstock)

Familie könne nicht unkritisch als Ort der Geborgenheit gesehen werden, schreibt der Essener Bischof in der neuen Ausgabe der Zeitschrift "Stimme der Familie". Der Sehnsuchtsort "Familie" halte vermutlich kaum einem realfamiliären Belastungstest stand. Familienmitglieder sollten sich diesem "fragwürdigen Ideal" erst gar nicht verpflichten, da es vermutlich nur Enttäuschungen bereithalte. Die "Stimme der Familie" wird vom Familienbund der Katholiken herausgegeben.

Familien und Herausforderungen der Krise

Der Ruhrbischof erklärte weiter, die Situation, in der Kinder wie Erwachsene "aus ihren gewohnten und haltgebenden Alltagsroutinen geworfen werden", berge auch Gefahren. So sei eine Zunahme von Ehekrisen und familiärer Gewalt in solchen Zeiten wissenschaftlich belegt. Es sei auch kein Zufall, dass "wir unsere stärksten Emotionen, auch die positiven, im Nahraum erleben, mit Personen, die zumindest eine Zeit lang wie alternativlos zugehörig erscheinen".

Diese Herausforderungen erforderten ein "realistisches und komplexitätsbewusstes Bild von Familie", so der Vorsitzende der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen in der Bischofskonferenz. Sie hingen auch von der ökonomischen Situation ab. Familien, die in einem Vorstadthaus mit Garten und Privatspielplatz wohnten, erlebten das Kontaktverbot in psychologischer Hinsicht anders als Familien in prekären Wohnverhältnissen.


Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen / © Lars Berg (KNA)
Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen / © Lars Berg ( KNA )
Quelle:
KNA
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