"Ein Priester kann seine Aufgabe nur gut ausfüllen, wenn er sich als Teil des Volkes Gottes versteht. Er ist nicht qua Amt heiliger oder wertiger", sagte Kohlgraf am Wochenende bei einer Priesterweihe im Mainzer Dom, wie das Bistum mitteilte. Kohlgraf fügte hinzu: "Der Priester hat nicht per se den engeren Draht zu Christus oder zum Geist Gottes."
Es laufe überall dort in der Kirche schief, wo sich "die unterschiedlichen Glieder am Leib Christi als Konkurrenz oder gar als Bedrohung erleben", sagte Kohlgraf. Es brauche daher die Synodalität als "gemeinsames Gehen des Weges". Von Anfang der Kirche sei es darum gegangen, eine Gemeinschaft des Gebets, des Glaubens und der Nächstenliebe zu leben. Aufgabe des Priesters sei es dabei, die Gläubigen zu motivieren und zu befähigen, "den je eigenen Glaubensweg zu finden und in Kirche und Gesellschaft einzubringen".
Keine "kirchliche Sonderwelt"
Kohlgraf rief dazu auf, keine "Berührungsängste" gegenüber den Menschen der heutigen Zeit zu entwickeln. "Sicher, die Frohe Botschaft ist kein Konstrukt von Menschen, sie ist nicht von dieser Welt, aber sie ist für diese Welt", sagte der Bischof. Die Kirche dürfe das Evangelium als etwas Herausragendes und Besonderes verkünden, aber dabei "nicht derart in eine kirchliche Sonderwelt, eine theologische Fachsprache und in nichtssagenden Formeln verstecken, dass sie ihre Kraft nicht entfalten kann".
Ein Priester müsse sich außerdem "zu den Letzten" und den "Abgehängten" begeben, die keine Lobby hätten. "Nicht nur in der Gesellschaft, auch in der Kirche, geben oft die Lauten, die Fitten, die Starken, das Tempo und die Richtung vor" so der Bischof. "Wir müssen gut achtgeben, dass auch andere zu Wort kommen." Kohlgraf hatte am Samstag den Diakon Benjamin Weiß zum Priester geweiht.