NRW-Integrationsminister Stamp hält Spaltung von Ditib für möglich

Dialog mit Muslimen muss sich ändern

Eine Spaltung des umstrittenen Moscheeverbandes Ditib hält Nordrhein-Westfälens Integrationsminister Joachim Stamp für möglich. Er will den Dialog mit einzelnen Muslimen und Moscheegemeinden dem mit Verbänden vorziehen.

Mittagsgebet in der Ditib-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld / © Rainer Jensen (dpa)
Mittagsgebet in der Ditib-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld / © Rainer Jensen ( dpa )

"Wenn sich die Reformkräfte innerhalb von Ditib nicht durchsetzen werden, wird es da über kurz oder lang zu Abspaltungen kommen", sagte der FDP-Politiker am Dienstag vor Journalisten in Düsseldorf. Die Landesregierung setze darauf, die Reformkräfte unter den Muslimen und liberale Moscheegemeinden zu stärken.

Als Integrationsminister wolle er zukünftig einen "anderen Ansatz" im Dialog mit den Muslimen verfolgen, kündigte Stamp an. Statt einer Kooperation mit den Verbänden würden neue Dialogformen angestrebt, bei denen verstärkt einzelne Muslime und Moscheegemeinden zu Wort kommen sollten.

Konkret gebe es im Integrationsministerium Ideen zu Veranstaltungsformaten über kontroverse gesellschaftliche Themen, um den innermuslimischen Dialog zu befördern. Als Beispiele nannte er das Verhältnis von Mann und Frau im Islam und den Umgang von Muslimen mit Homosexualität.

Verhältnis zur Ditib verschlechtert

Das Verhältnis zur Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) hatte sich 2016 verschlechtert. Damals hatten Ditib-Imame in deutschen Moscheen türkische Regimegegner ausgespäht. Die damalige Landesregierung aus SPD und Grünen legte die Kooperation mit dem von Ankara gesteuerten Verband bei der Gefängnisseelsorge und dem muslimischen Religionsunterricht deshalb auf Eis. Den Kurs setzte die amtierende CDU/FDP-Landesregierung bisher uneingeschränkt fort.

In der Vergangenheit sei der Kontakt zu sehr auf Verbände wie die Ditib fokussiert worden, die längst nicht die Mehrheit der Muslime in Deutschland repräsentierten, beklagte Stamp. Es gebe nach seiner Wahrnehmung in NRW "unglaublich viele Muslime", die total unzufrieden seien, weil sie in der öffentlichen Wahrnehmung in Mithaftung genommen würden "für das, was sich irgendwelche Verbände an Grotesken leisten".

Bundesvorstand will "intensiveren Kontakt zur Politik"

In der vergangenen Woche waren in der Kölner Ditib-Moschee bei einer Konferenz auch Vertreter der radikalen Muslimbruderschaft aufgetreten. Stamp sagte, er halte es für "völlig indiskutabel", solche Leute einzuladen.

Auch über den Anfang des Jahres neugewählten Bundesvorstand der Ditib habe er "keine Einschätzung", erklärte Stamp. "Es wäre unseriös jetzt eine Bewertung abzugeben, weil ich die Gewählten schlicht nicht kenne."

Der neue Bundesvorstand hatte einen "intensiveren Kontakt zur Politik" angekündigt. Dabei sollte es um "Deeskalation und Rückkehr zur Sachthemen" gehen, hieß es.


Joachim Stamp / © Guido Kirchner (dpa)
Joachim Stamp / © Guido Kirchner ( dpa )
Quelle:
KNA