NRW-Landtag zeigt Christen im Widerstand gegen NS-Diktatur

"Deutsches Martyrologium"

Eine Ausstellung im nordrhein-westfälischen Landtag stellt seit Dienstag Menschen aus dem Rheinland vor, die als Christen Widerstand gegen das NS-Regime geleistet haben. Der Titel der Ausstellung ist eine Anlehnung an das Katholische.

Weiße Rose als Symbol des Widerstands / © Marian Cernansky (shutterstock)
Weiße Rose als Symbol des Widerstands / © Marian Cernansky ( shutterstock )

Bis Ende November werden in der Düsseldorfer Bürgerhalle die Lebensgeschichten von 30 Widerstandskämpfern und Gewaltopfern aus dem Erzbistum Köln gezeigt. Landtagspräsident André Kuper mahnte zur Eröffnung, es gelte auch heute wachsam zu bleiben im Blick auf die Verteidigung von Demokratie, Meinungs- und Glaubensfreiheit.

Novemberpogrome

Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 auch (Reichs-)Kristallnacht oder Reichspogromnacht genannt – waren vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten Deutschen Reich.

Zerstörte Fenster der Kieler Synagoge nach der Reichspogromnacht (Foto von 1938) / © Stadtarchiv Kiel/Stadtarchiv_kiel (dpa)
Zerstörte Fenster der Kieler Synagoge nach der Reichspogromnacht (Foto von 1938) / © Stadtarchiv Kiel/Stadtarchiv_kiel ( dpa )

 Menschen würden umgebracht, weil sie die falsche Religion hätten oder versuchten, sich von den Herrschern in ihrem Land zu befreien, erklärte Kuper. "Als Landtag Nordrhein-Westfalen stehen wir auch wegen der Erfahrungen des 20. Jahrhunderts fest an der Seite der Menschen in der Ukraine oder dem Iran, die für ihre Freiheit kämpfen und für ihre Rechte eintreten."

Viele Katholiken

Die Ausstellung zeigt auf 30 Tafeln und 15 Staffeleien christlichen Widerstand in den Jahren 1933 bis 1945. Sie bezieht sich mit ihrer Überschrift "Deutsches Martyrologium des 20. Jahrhunderts" auf ein Verzeichnis der römisch-katholischen Kirche. Die darin Aufgeführten gelten nach Auffassung der katholischen Kirche als Märtyrer, weil sie auf der Grundlage des Neuen Testaments eines gewaltsamen Todes starben, Zeugnis für Christus gaben und bereit waren, für den christlichen Glauben zu sterben, wie der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für das Verzeichnis, Prälat Helmut Moll, bei der Eröffnung erläuterte.

Moll verwies laut Redetext unter anderem auf den Philosophen Johannes M. Verweyen, der später in Bonn lehrte. Wegen seiner Kritik an der NS-Rassenlehre wurde Verweyen verhaftet und starb 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Die Juristin Maria Terwiel aus Düsseldorf, die später in Berlin Predigten des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen verbreitete, wurde verhaftet und starb im Berliner Strafgefängnis Plötzensee. Die ehemals jüdische Ordensfrau Edith Stein, die fünf Jahre in einem Kölner Kloster lebte, übersiedelte 1938 in die Niederlande in das Kloster Echt, wo sie und ihre Schwester Rosa Stein nach Auschwitz deportiert und ermordet wurden.

Innerer Kreis der "weißen Rose"

Vorgestellt wird in der Ausstellung auch der in Euskirchen-Kuchenheim geborene und im Saarland aufgewachsene Medizinstudent Willi Graf, der an der Bonner Universität Medizin studierte und dann an die Universität München wechselte. Dort gab er mit den evangelischen Studenten Hans und Sophie Scholl, dem Medizinstudenten Christoph Probst und dem orthodoxen Alexander Schmorell sechs Flugblätter gegen die NS-Ideologie heraus. Graf gehörte zum inneren Kreis der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" und wurde 1943 im Gefängnis Stadelheim hingerichtet.

Aus ökumenischer Perspektive sei auch auf den evangelischen Pfarrer Ludwig Steil aufmerksam zu machen, erklärte Moll. Steil wurde 1900 in Lüttringhausen bei Remscheid geboren, studierte evangelische Theologie in Bonn, Münster, Tübingen, Berlin und Utrecht. Er stand mit der "Bekennenden Kirche", dem Pfarrernotbund und damit auch mit dem evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer in Verbindung. Steil starb 1945 im Konzentrationslager Dachau.

Quelle:
epd