Ökumene-Preis der Katholischen Akademie für Theologin Rahner

Keine "halbherzigen Kompromisse"

Die Tübinger Theologin Johanna Rahner ist mit dem Ökumenischen Preis der Katholischen Akademie in Bayern geehrt worden. Sie nahm die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung am Freitagabend in München bei einem Festakt entgegen.

Johanna Rahner (Universität Tübingen)

Gewürdigt werde damit die wissenschaftliche Arbeit Rahners, die seit zwei Jahrzehnten Bücher, Artikel, Lexikoneinträge und Rezensionen zur Ökumene schreibe, heißt es in der Begründung der Akademie. Rahner analysiere messerscharf schwierige Themen und spreche verbesserungswürdige Zustände auf allen Seiten offen und pointiert an - "und überzeugt in ihrer Argumentation mit dem höchsten und präzisesten theologischen Niveau".

Rahner hat an der Tübinger Eberhard-Karls-Universität den Lehrstuhl für Dogmatik, Dogmengeschichte und Ökumenische Theologie inne. Zudem ist sie dort Direktorin des Instituts für Ökumenische und Interreligiöse Forschung. "Für Johanna Rahner besteht die Ökumene nicht in halbherzigen Kompromissen, sondern in der gemeinsamen und gründlichen Suche nach der Wahrheit - was auch dazu führen kann, dass man die eigene Position aus guten Gründen ändert", so die Akademie. "In Diskussionen verweist sie auch immer wieder auf verschüttete, in einem tieferen Sinne 'katholische' Traditionen und versucht, Engführungen aus der Vergangenheit zu überwinden."

"Zeitgemäßes Christentum"

Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, hob in seiner Laudatio hervor, dass Gewissensfreiheit und Mut die ökumenische Haltung Rahners prägten. Sie bringe ihre großen theologischen Qualitäten praktisch in Diskussionen zur Geltung und sei zugleich Mitglied in vielen ökumenischen Gremien. Huber nannte Rahner eine "unerschrockene Stimme für ein zeitgemäßes Christentum".

Der Ökumenische Preis der Katholischen Akademie in Bayern wird seit 1995 für besonderes Engagement in der Ökumene der katholischen Kirche mit den Kirchen der Reformation vergeben. Zu den Preisträgern der vergangenen Jahre zählen die Internationale Nagelkreuzgemeinschaft Coventry, der katholische Münchner Kardinal Reinhard Marx zusammen mit Bayerns evangelischem Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Ökumene

Der Begriff "Ökumene" stammt aus dem Griechischen und heißt wörtlich übersetzt "die ganze bewohnte Erde". Gemeint sind die Bemühungen um die Einheit aller getrennten Christen. Die Ökumenische Bewegung ging zunächst von evangelischer Seite aus; als Beginn gilt die Weltmissionskonferenz von Edinburgh im Jahr 1910. Sie führte 1948 zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK) mit Sitz in Genf. Ihm gehören heute 349 reformatorische, anglikanische und orthodoxe Kirchen mit 560 Millionen Christen in 110 Ländern an.

Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz (KNA)
Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz ( KNA )
Quelle:
KNA