"Der Gottesdienst am Anfang des Advents wird durch die Ereignisse im Erzbistum Köln so überlagert, dass nicht mehr das Gebet oder die Verkündigung wahrgenommen wird, sondern nur die Frage einer Positionierung in der inner-katholischen Auseinandersetzung", begründete ein Sprecher der rheinischen Landeskirche am Mittwoch in Düsseldorf die Absage.
In der aktuellen Situation sei eine Feier in der gewohnten Besetzung mit Kardinal Rainer Maria Woelki und Präses Thorsten Latzel nach Einschätzung der rheinischen Kirchenleitung daher nicht angeraten.
Gute Beziehungen
"Uns liegt an den guten ökumenischen Beziehungen zur katholischen Kirche", betonte der Pressesprecher der rheinischen Kirche, Jens Peter Iven. Vonseiten der Landeskirche sei angeboten worden, den Gottesdienst auf andere Ebene durchzuführen. Auf vielfältige Weise finde weiterhin eine enge ökumenische Zusammenarbeit statt.
Das Erzbistum Köln erklärte, man respektiere die Entscheidung der Evangelischen Kirche im Rheinland, die Tradition der gemeinsamen Eröffnung des Kirchenjahres in diesem Jahr auszusetzen. Das Erzbistum sei mit den Vertretern der rheinischen Kirche "auf Basis der gewachsenen und guten Beziehungen im Gespräch über die Planung neuer ökumenischer Gottesdienstformate".
Erzbistum Köln akzeptiert Absage
Der gemeinsame Gottesdienst in Köln zum Beginn der Adventszeit war bislang Tradition. Die Adventsvesper fand üblicherweise in der katholischen Kirche St. Aposteln in der Kölner Innenstadt statt. Zu Beginn der Passionszeit im Frühjahr wurde dann jedes Jahr zu einer ökumenischen Feier in die evangelische Johanneskirche in Düsseldorf eingeladen.
Das Erzbistum Köln steht seit Längerem in der Kritik wegen seines Umgangs mit Fällen sexuellen Missbrauchs durch Geistliche. Nach der Aufnahme von Ermittlungen gegen Erzbischof Rainer Maria Woelki wegen möglicher Falschaussage unter Eid im Zusammenhang mit dem Fall Winfried Pilz drängen unter anderem Laienvertreter und Reformgruppen auf eine Entscheidung über die Zukunft des Kardinals. Vor gut einem Jahr hatten päpstliche Gutachter den Umgang der Kölner Bistumsleitung mit Missbrauchsfällen geprüft.
Im Herbst entschied Papst Franziskus, dass Woelki im Amt bleibt, schickte ihn aber in eine fünfmonatige Auszeit. Anfang März nahm Woelki seine Amtsgeschäfte wieder auf und reichte zugleich ein Rücktrittsgesuch ein. Der Papst hat bisher keine abschließende Entscheidung verkündet.