Das sagte der Hagener Soziologe im Interview mit dem Portal katholisch.de am Sonntag. Hier solle die Kirche mit entsprechenden Angeboten anknüpfen.
Erfahrungen des Pilgerwegs im Alltag präsent halten
Sie habe die große Chance, "Menschen dort abzuholen und für Angebote in der Heimatgemeinde zu gewinnen". An dieser Offenheit am Ende des Pilgerwegs anzuknüpfen, sei der Schlüssel - "und da gibt es auch schon sehr gute Angebote durch die Pilgerseelsorge. Diese Angebote müssten ausgebaut und gerade im Alltag niederschwellig angeboten werden, um die Erfahrungen präsent zu halten."
Festzustellen sei auch, so Kurrat weiter, "dass die Offenheit für Religion nach der Rückkehr in den Alltag auch schnell wieder nachlässt". In Nachbefragungen stelle man aber fest, dass ehemalige Pilger sich Orte und Gemeinschaften wünschten, um die Erfahrungen des Wegs lebendig zu halten, "weil sie in ihrem privaten Umfeld zwar oft Bewunderung und Respekt für die Leistung bekommen, aber mitunter nicht das Verständnis, weil andere auf einer tieferen Ebene nicht nachvollziehen können, was der Jakobsweg mit ihnen gemacht hat".
Faszination des Pilgerns
Bis zur Corona-Pandemie seien die Pilgerzahlen auf dem Jakobsweg ins spanische Santiago de Compostela immer weiter gestiegen, obwohl religiöse Bräuche sonst immer weniger eine Rolle spielten, ergänzte der Wissenschaftler. Dazu hätten auch Hape Kerkelings Pilgerbuch "Ich bin dann mal weg" und andere populäre Bücher und Filme beigetragen. Corona habe allerdings zu einem massiven Einbruch geführt: "Wie sich der Jakobsweg erholen wird, wird man hoffentlich bald sehen."
Zu den Gründen für die Faszination des Pilgerns sagte Kurrat, bei vielen habe "die außeralltägliche Erfahrung der Pilgerreise den besonderen Reiz eines Abenteuers. Der moderne Mensch verbringt seinen Urlaub meistens anders, als bei Wind und Wetter 800 Kilometer zu Fuß mit einem kleinen Rucksack zu wandern."
Außerdem hätten viele populäre Veröffentlichungen "das Versprechen transportiert, dass dieser Weg einem eine Lösung für biografische Krisen und Umbruchsituationen anbietet - dass man also anders wiederkommt, als man losgelaufen ist".