Wenn der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt hochrangige Gäste in seinem Hamburger Reihenhaus empfing, dann sorgte seine Frau Loki persönlich für die Bewirtung. War das Essen angerichtet, trötete sie mit einem Nebelhorn. Auf den Tisch kam Hausmannskost wie Grünkohl oder Frikadellen. Doch die ausgebildete Lehrerin war mehr als nur Hausfrau und Kanzlergattin.
"Eine treue Begleiterin"
"Sie war eine treue, verlässliche Begleiterin ihres Mannes, hat aber durchaus ihr eigenes Leben geführt", erinnert sich der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke (77). Der katholische Geistliche, der selbst häufig in der Öffentlichkeit stand und inzwischen im Ruhestand ist, gehörte zur sogenannten Freitagsgesellschaft.
Die Runde aus Politikern, Unternehmern, Künstlern, Ärzten und Wissenschaftlern traf sich im Winterhalbjahr regelmäßig im Haus der Schmidts. Zu den weiteren Mitgliedern zählten der frühere Bundesfinanzminister Manfred Lahnstein, die Filmproduzentin Katharina Trebitsch, der Maler Klaus Fußmann sowie der Unternehmer Michael Otto.
Nach dem Vortrag eines Gastes zu einem vorher festgelegten Thema wurde darüber diskutiert. Unter dem Titel "Die Keuschheit der Engel" sprach Jaschke einmal über katholische Sexualmoral. Loki Schmidt bereitete bei den Treffen jeweils das Abendessen.
"Die Herrin des Hauses"
"Loki war die Herrin des Hauses und Gastgeberin", erzählt Jaschke.
"Ihr Stammplatz war am Kopfende des Tisches. Den Reden hörte sie aufmerksam zu, mischte sich aber selbst nicht ein. Sie hat immer Helmut das Wort überlassen." Dem Kirchenmann brachte sie stets "freundliche Beachtung" entgegen, wie dieser erzählt. Persönliche Glaubensgespräche habe er mit ihr nicht geführt. "Aber ich habe gespürt, dass sie zu ihrer lutherischen Religion steht, auch wenn sie das nie vor sich hergetragen hat."
Sie ließ sich taufen, um Helmut Schmidt zu heiraten
Loki ließ sich für die Hochzeit mit dem Protestanten Helmut im Juni 1942 eigens taufen. Sie wurde am 3. März 1919 als Hannelore Glaser in Hamburg geboren und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Bereits im Alter von zehn Jahren freundete sie sich mit ihrem nur gut zwei Monate älteren Ehemann an und rauchte mit ihm zusammen die erste Zigarette. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.
Das erste, Helmut Walter, wurde 1944 geboren, starb jedoch nur wenige Monate später - vermutlich an Meningitis. Tochter Susanne kam 1947 zur Welt.
Loki Schmidt versteckte sich nicht im Schatten ihres Mannes. Mit dem Pflanzenschutz baute sie sich ein eigenes Betätigungsfeld auf. Sie setzte sich für botanische Gärten ein, gründete 1976 die Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen - Vorgängerin der heutigen Loki Schmidt Stiftung - und schrieb mehrere Bücher. "Sie hat anderen die Augen geöffnet für die Schönheit der Natur und hatte besonders große Freude an den Schulkindern", sagt Jaschke.
Der Kanzler und seine Gattin: ein Vorzeigepaar
Zwischen 1974 und 1982, der Kanzlerschaft ihres Mannes, nahm sie die öffentlichen Pflichten einer Kanzlergattin wahr. Die beiden zeigten sich häufig gemeinsam in der Öffentlichkeit. "Ohne Loki wäre Helmut Schmidt nicht zu denken gewesen", meint Jaschke. "Ich persönlich fand es sehr bewegend, wenn er Hand in Hand mit ihr auftrat - zum Ende hin am Stock oder am Rollator."
Bis heute gelten die beiden als Vorzeigepaar - auch wenn Helmut Schmidt später öffentlich gestand, seine Frau in den 60er-Jahren betrogen zu haben.
Ihr Tod am 21. Oktober 2010 war für den Altkanzler ein herber Verlust. "Helmut fiel danach in ein tiefes Loch", erinnert sich der Weihbischof, der an der Trauerfeier im Hamburger Michel teilnahm. Bei der Freitagsgesellschaft blieb ihr Stuhl fortan leer. Die Treffen gingen bis ein Jahr vor dem Tod Helmut Schmidts im Jahr 2015 weiter.
Einsatz für Blumen und Natur
Dass heute unter anderem der Botanische Garten in Hamburg-Klein Flottbek sowie eine Dahlie und eine Orchidee nach Loki Schmidt benannt sind, habe die Hamburger Ehrenbürgerin verdient, meint Jaschke.
Im Einsatz für die Blumen und für die Natur sieht er ihr großes Vermächtnis. Dass sie auch mehr als acht Jahre nach ihrem Tod vielen Menschen positiv im Gedächtnis ist, sei vor allem ihrer Natürlichkeit zu verdanken: "Sie war eine glaubwürdige Persönlichkeit, immer mit einem guten Blick für die einzelnen Menschen."