DOMRADIO.DE: Sie begleiten die deutschen Athletinnen und Athleten nach Südkorea. Haben Sie die Koffer schon gepackt?
Pfarrer Jürgen Hünten (Hochschulpfarrer in Düsseldorf und Wuppertal): Ich habe zum Teil angefangen, die Koffer zu packen. Das ist einerseits recht einfach, weil wir die Teamkleidung haben und den Rest muss ich heute noch dazu suchen.
DOMRADIO.DE: Sie tragen dann also Sportklamotten?
Hünten: Ja genau. Wir sind ja alle Teil des kompletten Teams.
DOMRADIO.DE: Sie werden gemeinsam mit Ihrem evangelischen Kollegen für die Sportler da sein. Vermutlich werden Sie die Heilige Messe anbieten?
Hünten: Wir werden schauen, wie da der Bedarf aussieht. Wir werden einige Gottesdienstformen anbieten und schauen, ob genügend Leute für eine Messfeier da sind. In beiden Dörfern gibt es zudem ein religiöses Zentrum. Da werde ich sehen, inwieweit ich für eine Heilige Messe einsteigen kann.
DOMRADIO.DE: Sie wohnen nicht im Olympischen Dorf in den Bergen, sondern an der Küste. Warum das?
Hünten: Wir gehören zum Team, aber werden im zweiten Satellitenort sein. Das ist Neunjang, das liegt an der Küste und dort werden die ganzen Eissportarten stattfinden. Der Kontakt wurde über die Düsseldorfer Paulusschwestern hergestellt, die eine große Provinz in Korea haben. Dort wohnen wir in einem katholischen Pfarrhaus. Es gibt zwei olympische Dörfer, also es gibt also alles doppelt.
DOMRADIO.DE: Für Sie sind saubere Spiele wichtig, also Leistung ohne Doping. Jetzt berichten die Medien: Seit 2001 sollen über 300 Medaillen bei Olympia und Weltmeisterschaften von Athleten mit verdächtigen Blutwerten gewonnen worden sein. Das kratzt schwer an der Glaubwürdigkeit des Sports, oder?
Hünten: Ja. Ich habe auch meine ganz großen Bedenken, das jetzt eine Bombe so kurz vor den Spielen explodiert. Ich kann nur von meinen vielen Gesprächen mit Trainern sagen, dass sie mir gegenüber immer bekundet haben, dass sie sauber sind und deshalb schließen wir uns der Meinung auch an.
DOMRADIO.DE: Pyeongchang, was ja fast wie Pjöngjang klingt, heißt Frieden. Über die Winterspiele wollen sich Nordkorea und Südkorea aneinander annähern. Sehen Sie dort eine ernsthafte Chance?
Hünten: Ich denke schon, dass ein gewisses Interesse besteht, sich aneinander anzunähern. Allerdings haben wir es in Nordkorea mit keinem demokratischen System zu tun und da muss man mit Fragezeichen rechnen. Ich war vor drei Jahren in Südkorea auf der Universiät und habe mich mit Studenten getroffen, die in Düsseldorf Deutsch gelernt haben. Wiedervereinigung ist schon damals ein großes Thema gewesen, aber auch die ganz große Angst vor dem Regime.
Das Gespräch führte Tobias Fricke