Der Olympiapfarrer der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thomas Weber, hält die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) für richtig, bei den kommenden Winterspielen in Pyeongchang russische Athleten nicht kategorisch auszuschließen. "Dass Russland als Nation ausgeschlossen wird, finde ich absolut richtig", sagte der 57-Jährige der "Rheinischen Post" (Samstag).
Gleichzeitig sehe er es aber auch "so wie viele Athleten, dass russische Sportler, die nachweislich sauber sind, die Möglichkeit haben müssen, unter neutraler Flagge teilzunehmen". Denn in der ursprünglichen Idee der Olympischen Spiele der Neuzeit sei es ja darum gegangen, "dass sich die besten Sportler aus aller Welt mit ihren Leistungen messen, nicht die besten Nationen. Was daraus bis heute geworden ist, ist halt ein Länderwettkampf um Medaillen."
Auf Einzelfall blicken
Auch der neue katholische Olympiapfarrer Jürgen Hünten hatte vor kurzem die IOC-Entscheidung begrüßt: "Mir tun die ausgeschlossenen Sportler zwar leid, aber man darf nicht einfach wegschauen", sagte Hünten der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Wichtig ist es, auf den Einzelfall zu blicken. Der Ausschluss ist auch jenen Ländern gegenüber gerecht, die mit redlichen Mitteln versuchen, Erfolge zu erringen."
Der katholische deutsche Sportbischof Jörg Michael Peters hatte die Entscheidung des IOC ebenfalls begrüßt. Der Beschluss wirke zwar halbherzig, aber es stelle sich die Frage, ob eine Kollektivstrafe aus ethischer Sicht sinnvoll sei, sagte Peters der KNA. Doch ein kompletter Ausschluss Russlands "hätte auch all jene bestraft, die ihren Sport sauber und ehrlich betreiben. Daher ist es aus Sicht all der ehrlichen Sportlerinnen und Sportler eine gute Entscheidung."
Gemischte Gefühlslage
"Ich kann mir die Gefühlslage eines Sportlers, der unter neutraler Flagge startet, als eine gemischte vorstellen", sagte der Trierer Weihbischof, der in der Deutschen Bischofskonferenz für Sportfragen zuständig ist. Vielleicht werde aber doch bei den russischen Athleten die Freude über die Teilnahme im Sinne des olympischen Ideals "Dabeisein ist alles" überwiegen.
Mit Blick auf das erwiesene russische Staatsdopingsystem warnte Peters davor, die Leistung von Sportlern zu steigern, um die Stärke eines Landes zu demonstrieren. "Deshalb ist es mir immer wichtig zu betonen: Sport darf nicht politisch instrumentalisiert werden."