Opfer enttäuscht von katholischem Anti-Missbrauchsgipfel

"Wir hätten gern gewusst, was der Papst ab morgen macht"

Das Treffen der Bischöfe zum Thema Missbrauch in der Kirche hat bei den Opfern Enttäuschung ausgelöst. Papst Franziskus versicherte zwar, die Kirche werde jeden einzelnen Fall mit "äußerster Ernsthaftigkeit" verfolgen, dennoch erhofften sie sich konkrete Maßnahmen. 

Teilnehmer einer Demonstration der Opferorganisation "Ending Clergy Abuse" (ECA) tragen am 23. Februar 2019 in Rom, während des Anti-Missbrauchsgipfels, ein großes Holzkreuz und Banner mit der Aufschrift "Der Papst ist taub". (KNA)
Teilnehmer einer Demonstration der Opferorganisation "Ending Clergy Abuse" (ECA) tragen am 23. Februar 2019 in Rom, während des Anti-Missbrauchsgipfels, ein großes Holzkreuz und Banner mit der Aufschrift "Der Papst ist taub". / ( KNA )

Mit Enttäuschung haben Opfer den viertägigen Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan quittiert. Die Opfer hätten sich zum Ende des weltweiten Treffens am Sonntag ein anderes Ende erwartet - "mindestens die Ankündigung des Rauswurfs diverser Bischöfe", sagte Francesco Zanardi, Sprecher des italienischen Opferverbands "Rete l'abuso" der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" (Montag).

"Nur Worte statt Taten"

Die Namen Missbrauch vertuschender Bischöfe seien bekannt, er könne nicht verstehen, worauf gewartet werde. Es habe "erneut nur Worte statt Taten" gegeben. "Wenn der Papst die Kirche als Opfer sieht, sollte er Priester, die Kinder missbrauchen, bei Zivilgerichten anzeigen und Schadenersatz für die Kirche fordern", so Zanardi.

Auch ein Schweizer Missbrauchsopfer kritisierte das Ergebnis des weltweiten Bischofstreffens. Die von Papst Franziskus zu Beginn geforderten konkreten Taten hätten am Ende gefehlt, sagte Jean-Marie Fürbringer dem "Messaggero" (Montag). "Wir Opfer hätten gern gewusst, was der Papst schon ab morgen mit den Bischöfen macht, die Kindesmissbrauch vertuscht haben", sagte er der italienischen Tageszeitung.

Forderung: Entlassung der Täter aus dem Priesteramt

"Null Toleranz" gegenüber Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche müsse endlich verwirklicht werden, so der Schweizer. Die Opfer forderten die Entlassung der Täter aus dem Priesteramt und ebenso aller Vertuschung schuldiger Bischöfe. Es brauche Transparenz; die Zivilgesellschaft habe ein Recht, über die Fälle informiert zu werden.

Zur Ankündigung des Vatikan, neue Regeln gegen Missbrauch im Vatikanstaat zu erlassen, sagte Fürbringer: "Wenn es stimmt, dass diese wichtigen Dokumente bereits vorliegen, warum wurden sie dann noch nicht veröffentlicht?" Zanardi kommentierte die Ankündigung des neuen Papsterlasses gegen Missbrauch mit den Worten, der Vatikan solle anfangen, sich für die Umsetzung des vorherigen Erlasses stark zu machen.

Rund 190 Vorsitzende der Bischofskonferenzen, Ordensleiter aus aller Welt und Chefs von Vatikanbehörden hatten von Donnerstag bis Sonntag im Vatikan über Missbrauchsfälle und Kinderschutz in der katholischen Kirche beraten. Einige Missbrauchsopfer berichteten bei dem Treffen und brachten ihre Forderungen vor. Papst Franziskus hatte erstmals einen Kirchengipfel zum Umgang mit Missbrauch einberufen.


Quelle:
KNA