Mehrere Jahre habe sie Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit Ordensfrauen aus Afrika mit ihr über Missbrauchserfahrungen durch Priester zu sprechen. Ihre Dissertation „Sexueller Missbrauch von Ordensfrauen in Afrika“ ist jüngst auf Deutsch erschienen.
„Missbrauch ist Realität“, so Lembo. Ordensfrauen ständen in engem Kontakt zu Priestern, vertrauten ihnen und suchten Rat und Hilfe. Daraus könnten „asymetrische Beziehungen“ entstehen. Einige Priester machten den Frauen Komplimente, sagte die Expertin; andere isolierten sie hingegen. Auch gebe es eine gewisse Naivität. Ordensfrauen hätten mitunter die Vorstellung, ein Priester könne sie nicht verletzen.
Gesellschaftliches Tabu
Sexualität sei weiter ein gesellschaftliches Tabu, so begründet Lembo, warum Missbrauch im Kirchenraum bislang kaum thematisiert werde. Auch zeigten Mitschwestern wenig Verständnis. Zudem hätten die Frauen Angst und wollten des Image der Kirche nicht schädigen.
Sie selbst benötigte für ihre Arbeit mehrere Jahre, bis sich genügend Ordensfrauen bereit erklärten, mit ihr zu sprechen. Letztlich führte sie mit neun Betroffenen aus fünf afrikanischen Ländern südlich der Sahara Interviews für ihre Untersuchung. Zu ihrem Schutz nennt sie die Länder nicht, in denen sie arbeitete.
Um Ordensfrauen künftig besser zu schützen, fordert Lembo Ausbildungsprogramme und vorbeugende Maßnahmen. Das katholische Hilfswerk missio mit Sitz in Aachen organisiert dazu in afrikanischen wie asiatischen Ländern Projekte. Bei der Buchvorstellung sagte missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener, Missbrauch sei systemisch, kein Einzelfall.