Ordensmann klagt über Folter in russischer Gefangenschaft

Schwere Schläge bis zur Bewusstlosigkeit

Ein Geistlicher der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche hat von eigenen schlimmen Erfahrungen in russischer Gefangenschaft berichtet. Dabei sei er so heftig verprügelt worden, "dass er zweimal das Bewusstsein verlor".

Symbolbild Stacheldraht über Mauern  / © Vadzim Mashkou (shutterstock)
Symbolbild Stacheldraht über Mauern / © Vadzim Mashkou ( shutterstock )

Der Redemptoristenpater Bohdan Heleta war am 16. November 2022 in der von russischen Truppen besetzten ukrainischen Hafenstadt Berdjansk am Asowschen Meer verhaftet worden und erst mehr als 19 Monate später, am 28. Juni, im Rahmen eines Gefangenenaustausches wieder freigekommen.

Heleta sagte in der vergangenen Woche in einem langen Interview mit dem Internetfernsehkanal seiner Kirche, in den ersten fünf Monaten in einem russischen Straflager in Berdjansk sei er in Einzelhaft die ganze Zeit mit sowjetischen Liedern beschallt worden: "Da wurde mir klar, wie ein Mensch verrückt wird und warum er Selbstmord begeht." Aber Gott habe ihm geholfen und das Gebet sei seine Rettung gewesen.

Gemeinsam mit einem anderen Redemptoristen seiner Kirche, Pater Iwan Lewyzkyj, kam er dann in das Straflager Horliwka in der Region Donezk. "In Horliwka war es furchtbar, grausam", so Heleta. Bei seiner Ankunft sei er schwer geschlagen worden. Pater Lewyzkyj wurde ihm zufolge sogar so heftig verprügelt, "dass er zweimal das Bewusstsein verlor". Auch im Alltag würden die Kriegsgefangenen dort schwer misshandelt.

Für die russischen Behörden sei die ukrainische griechisch-katholische Kirche "eine Sekte, die sich von der orthodoxen Kirche abgespalten hat". Sie seien überzeugt, "nur sie, die Russisch-Orthodoxen, preisen wirklich Gott, aber gleichzeitig schlagen sie Menschen, können Sie sich das vorstellen?", so der Ordensmann.

"Jahrhunderte alter religiöser Fanatismus"

"Das ist so ein religiöser Fanatismus, eine historisch gewachsene Haltung, die sich seit Hunderten von Jahren nicht verändert hat. Genauso wie sich die Überzeugung, dass die ukrainische griechisch-katholische Kirche und wir, die Priester dieser Kirche, ausgerottet und von der Gesellschaft isoliert werden sollten, nicht geändert hat."

Die Redemptoristen Lewyzkyj und Heleta hatten nach der Einnahme von Berdjansk durch die russische Armee im März 2022 weiter für ihre dortige Kirchengemeinde gearbeitet, bis sie verhaftet wurden. Der Nuntius in der Ukraine, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, hatte beide nach ihrer Freilassung am Kiewer Flughafen empfangen und die Hoffnung ausgedrückt, sie könnten in ein mehr oder weniger normales Leben zurückkehren.

Ukrainische griechisch-katholische Kirche

Die ukrainische griechisch-katholische Kirche (UGKK) ist mit weltweit rund 4,5 bis 5,5 Millionen Mitgliedern die größte katholische Ostkirche. In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine ist etwa jeder zehnte Einwohner griechisch-katholisch. Ihre Gottesdienste feiert die Kirche wie die orthodoxen Christen im sogenannten byzantinischen, ostkirchlichen Ritus. 

Swjatoslaw Schewtschuk, Erzbischof von Kiew (Ukraine) und Großerzbischof von Kiew-Halytsch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, am 14. September 2023 in Rom (Italien). / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Swjatoslaw Schewtschuk, Erzbischof von Kiew (Ukraine) und Großerzbischof von Kiew-Halytsch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, am 14. September 2023 in Rom (Italien). / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA